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Zentralisierungsprozesse südliche Frankenalb
Siedlungshierarchien und Zentralisierungsprozesse in der südlichen Frankenalb (Unteres Altmühltal) zwischen dem 9. und 4. Jhd. v. Chr.
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Laufende Arbeiten



Die Arbeiten im ersten Antragszeitraum

Die Arbeit am Projekt hat im April 2004 mit der Erfassung der späturnenfelder- bis frühlatènezeitlichen Fundstellen in Südmittelfranken begonnen. Im mittelfränkischen Teil unseres Arbeitsgebietes sind es zwei zusammenhängende Landschafts- und Siedlungszonen, die jeweils unterschiedliche Einblicke in den archäologischen Bestand erlauben und dementsprechend unterschiedlicher Vorgehensweisen bei der Bearbeitung bedürfen.
Die eine Zone umfasst den nördlichen Trauf der südlichen Frankenalb mit einem Nebental der Hauptflüsse Schwarzach und Altmühl. Im Umkreis der späthallstattzeitlichen Höhensiedlung auf der Göllersreuther Platte und dem zugehörigen Gräberfeld von Landersdorf werden hier alle Fundstellen aus dem betreffenden Zeitraum erfasst. Ausgangspunkt bilden dabei die Einträge in den Ortsakten in der Außenstelle Nürnberg des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. Darüber hinaus verfügt die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg (NHG), die seit über 100 Jahren im Arbeitsgebiet archäologische Untersuchungen durchführt, über ein eigenes Archiv und eine Sammlung, die im Rahmen des Projektes einbezogen werden. Erstmals werden auch die umfangreichen Lesefundkomplexe eines Privatsammlers auf die fraglichen Zeiträume hin durchsucht und aufgenommen, die besonders im Hinblick auf bisher unbekannte Siedlungsplätze interessieren.
Ansicht der Göllersreuther Platte aus der Luft (Foto: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege)   [zoom]
Die andere Zone betrifft den mittelfränkischen Abschnitt des Schwarzachtales. Die archäologischen Ausgrabungen anlässlich des ICE-Strecken-Neubaus Nürnberg-Ingolstadt schaffen hier einen den linearen Projekten eigene Ausgangslage. Die großflächigen Untersuchungen im Talgrund und an den Hängen belegen eine beinah flächige Aufsiedlung zur Hallstattzeit.
Die Sichtung der umfangreichen Grabungsunterlagen hat schon begonnen. Hierbei geht es zunächst darum, unter den fast immer mehrperiodigen Plätzen alle späturnenfelder- bis frühlatènezeitlichen herauszufinden und ihren "Charakter" zu beurteilen. Die Funde und Befunde stellen dann je nach ihrem auf die Fragestellung bezogenen Aussagepotential die Grundlage für die weitere Bearbeitung dar.
Eigene, gezielte Grabungen ergänzen den Bestand der aufzuarbeitenden Fundstellen. Im Mittelpunkt steht dabei die erwähnte Göllersreuther Platte, eine befestigte, etwa 0,6 ha große Höhensiedlung der späten Hallstattzeit und zugehörigem Gräberfeld. Im Sommer hat auf ihr in einem Teilbereich zunächst eine Magnetometer-Prospektion und anschließend eine kleine Sondagegrabung stattgefunden. Dabei ging es darum, einen Einblick in die lokalen Bodenverhältnisse und die Befunderhaltung zu gewinnen, sowie erste Erkenntnisse zur späthallstattzeitlichen Siedlungsstruktur auf dem Bergplateau zu erzielen. Überraschend zeigten sich im Magnetik-Plan ein Palisadengräbchen mit vorgelagertem Graben sowie ein weiterer Grabenabschnitt. Die von diesem System umschlossene Fläche im Westteil der befestigten Bergsiedlung beträgt etwa 400 qm.
In der Sondagegrabung wurden das Palisadengräbchen und der äußere Abschnittsgraben geschnitten. Am Palisadengräbchen wurde der Torbereich erfasst. Wie die übrigen Befunde waren die Wehrbefunde in den anstehenden Felsen des Weißjura (Malm) eingetieft, der 0,2 bis 0,3 m unter der Oberfläche ansteht. Die daraus geborgene Keramik datiert in die späte Hallstattzeit.
Im Sommer 2005 wurden die Ausgrabungen auf der Göllersreuther Platte fortgesetzt.
Unterdessen werden die Arbeiten am Katalog der mittelfränkischen Fundstellen weiter geführt. Außerdem wird eine bislang unbeachtete Siedlungstelle auf dem Geländesattel zur Göllersreuther Platte aufgearbeitet. Die Siedlung wurde bei der Dokumentation des Landersdorfer Gräberfeldes entdeckt und mitausgegraben. Es handelt sich dabei um ein Mehrhausgehöft mit einem größeren Gebäude sowie vier Nebengebäuden, die dem Haupthaus zugewandt sind. Dieses Gehöft überrascht nicht nur aufgrund seiner Lage am Hang zwischen dem Gräberfeld und der Höhensiedlung, sondern auch aufgrund seiner Datierung: Im Gegensatz zur Göllersreuther Platte kommt aus ihm nämlich auch frühlatènezeitliche Ware.
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Die Arbeiten und Ergebnisse im zweiten Antragszeitraum

Im zweiten Projektabschnitt wurde die Fundstellen annähernd vollständig aufgenommen, d.h. katalogmäßig erfasst und kar­tiert, Funde gezeichnet und Pläne erstellt. Bei der Durchsicht der Dokumentationen und des Fundmaterials der ICE-Grabungen wurde außerdem die abschließende Auswahl derjenigen Fundstellen getroffen, welche für eine nähere Betrachtung und Auswertung geeignet erscheinen. Dabei wurde darauf geachtet, auf möglichst einphasige Siedlungskomplexe mit klaren Be­funden zurückzugreifen, welche zudem unterschiedliche Zeitstellungen und Sied­lungstypen repräsentieren. Aber auch die Feldforschungen wurden fortgesetzt und intensiviert:

Plan der hallstattzeitlichen Siedlungsstelle mit Palisadengehöft bei Lohen   [zoom]

Auswahl von Funden aus der Siedlung von Lohen   [zoom]








































Göllersreuther Platte (Gde. Thalmässing, Lkr. Roth)
Zur Vervollständi­gung des Fundstellenbildes sowie zur Aufdeckung der inneren Struktur ausgewählter Fundstellen sind hier gezielte Geländeprospektionen durchgeführt worden. So konnten durch Geländebegehungen im Umfeld der Göllersreuther Platte neue Fundstellen aus dem Untersuchungszeitraum lokali­siert bzw. bisherige „Verdachtsflächen“ eliminiert werden. Grabungsergänzend und -vorbereitend wurden auf der Göllersreuther Platte und im Bereich der außerhalb, im Hangbereich gelegenen Siedlung geophysikalische Prospektionen auf möglichst großen Flächen durchgeführt.
Plan der Göllersreuther Platte mit Eintragung der Geophysik und Grabungsschnitte sowie Hervorhebung der Grabenwerke (rot)   [zoom]
Die Ausgrabungen auf diesem Fundplatz konnten im Frühjahr 2007 abgeschlossen werden, wo­bei wichtige Ergebnisse zur Zeitstellung, Befestigung und Binnenstruktur der Höhen­siedlung erzielt wurden. Zum einen wurde ein im Gelände relativ gut erhaltener Be­reich der nach Norden gerichteten Randbefestigung untersucht. Dazu ist der bereits in der Kampagne 2005 geöffnete Sondierungsschnitt nach Westen und Osten erweitert worden, um gesicherte Aussagen zur Architektur gewinnen zu können. Zwar stellte sich heraus, dass der Mauer­befund durch spätmittelalterlichen Steinraub bereits weitgehend gestört ist, jedoch war es immerhin möglich eine zweischalige Trockenmauer von ca. 1,5 Metern Basis­breite nachzuweisen, deren Stützkonstruktion lediglich aus einer auf der Innenseite vorgeblendeten und sehr wahrscheinlich untereinander verbundenen Pfostenreihe bestand.
Übersicht über die Grabungssituation an der nördlichen Randbefestigung   [zoom]
Mehrere kleine Flächen im mittleren und östlichen Bereich der Anlage erbrachten zwar Fundmaterial in größerer Menge, jedoch ließ sich dort nur eine einzige Pfostengrube als anthropogener Befund nach­weisen. Der weitaus größte Teil der Innenfläche war also unbesiedelt! Die weit streuende Verteilung des Fundmaterials ist indes mit einiger Sicherheit auf eine Planierung im Zuge mittelalterlicher Ackernutzung zurückzuführen. Dabei dürfte eine im besiedelten Westteil der Befestigung ursprünglich vorhandene Kuppe, welche über die Tiefen der Pfostengruben zu erschließen ist, eingeebnet und das Material flächig im gesamten Innenraum verteilt worden sein.
In den Fels eingetiefte Befunde, also gesicherte Siedlungsspuren, fanden sich fast ausschließlich im westlichsten Teil der Höhensiedlung. Dort trennte eine Einfriedung nach Art eines Herrenhofes das besiedelte vom unbesie­delten Areal. Dabei ergeben sich sowohl aus den Befunden der Einfriedung als auch aus denjenigen der Innenbebauung Hinweise auf eine Zweiphasigkeit der Anlage. Die Innenfläche ist allenfalls groß genug, um ein Mehrhausgehöft aufzunehmen, wo­bei ein vermutlich gegenüber dem Eingangsbereich anzunehmendes Haupt- bzw. Wohngebäude schon den neuzeitlichen Steinbrucharbeiten zum Opfer gefallen sein dürfte.
Arbeitssituation im Frühjahr 2007   [zoom]
Das eine Gehöft in der abgetrennten Innenfläche passt indes gut zu der aus den zu­gehörigen Grabfunden erschließbaren Zahl von lediglich 17 bis 19 hier gleichzeitig lebenden Personen.
Da es nur schwerlich vorstellbar sein dürfte, dass diese kleine Gruppe alleine den Bau der Befestigungsanlage bewerkstelligt hat – zumal Frauen, Kinder und Alte mit eingerechnet sind –, kann dies wohl als weiterer Hinweis auf einen herausgehobe­nen Sozialstatus gewertet werden. In dieselbe Richtung weist als medizinisches In­strument auch ein eisernes Skalpell aus der Höhensiedlung (welches durch eine eiserne Trepanationssäge aus der frühlatènezeitlichen Siedlung unterhalb der Göl­lersreuther Platte ergänzt wird), zeigt es doch spezielle, nicht allgemein verbreitete Fähigkeiten an, die in dieser kleinen Elite vorhanden waren und sicherlich Anteil an ihrem Sonderstatus hatten. Durch die Analyse der Tierknochen sowie durch einen doppelseitigen Bronzebeschlag, der zum Pferdegeschirr zu rechnen sein dürfte, kann außerdem die Pferdehaltung als weiterer Prestigeträger belegt werden.
Rekonstruktionszeichnung der 2. Phase des Grabenwerkes auf der Göllersreuther Platte   [zoom]

Ganz am Ende der Hallstattzeit wurde die Siedlung auf dem Plateau aufgegeben und auf den vom Tal abgewendeten und zur Jurahochfläche hin weisenden Sattel, un­mittelbar an den nördlichen Rand des Gräberfeldes verlegt. Die chronologische Ab­folge des Fundmaterials, die bereits erwähnte Trepanationssäge und andere Hinweise lassen dabei kaum an einer Kontinuität der Bevölkerung zweifeln. Auch wurde das Gräberfeld weiter belegt und wiederum lässt sich statistisch eine gleichzeitig lebende Bevölkerung von 17 bis 19 Personen erschließen. Die Belegung endet erst am Beginn der Stufe Lt B und markiert damit den Zeitpunkt, an dem auch die Siedlung aufgegeben worden sein wird. Dies fügt sich in den allgemeinen Trend der Region, was mit einem Abwandern des Gros der Bevölkerung im Zuge der historisch belegten Keltenwanderungen stehen dürfte.
Eine geophysikalische Prospektion, die 2006 im Bereich der Sattelfläche durchge­führt wurde, zeitigte eine größere Erstreckung des Siedlungsareals als zunächst vermutet. Allerdings sind die Befunde recht locker gestreut, so dass sich daraus nicht zwangsläufig Unstimmigkeiten bezüglich Besiedlungsdichte und Gräberzahl ergeben. Für eine kleine Sondierungsgrabung im Frühjahr 2007 wurde gezielt eine 10 x 10 m umfassende Fläche ausgewählt, in der sich drei größere Siedlungsbefunde lokalisie­ren ließen. Bei der Ausgrabung konnten dort drei Vorratsgruben der Stufe Lt A sowie die Reste eines kleinen quadratischen Vierpfostenbaus aufgedeckt werden. Neben zahlreichen keramischen Funden ist ein einfacher bronzener Armring mit außen umlaufenden Grat als Fund hervorzuheben, zumal sich dieser Typ in seiner Verbreitung auf die Region zu konzentrieren scheint und gleich mehrere Ex­emplare aus dem Bestattungsplatz bekannt sind. Die Auffindungssituation unter einem großen, mehr als zentnerschweren Kalksteinblock lässt auf eine inten­tionelle Niederlegung schließen. Durch diese Untersuchung konnte die Zugehörigkeit der Siedlungsbefunde zur frühlatènezeitlichen Siedlung nachgewiesen und somit auch deren weitere Erstreckung gesichert werden. Dadurch ist aber auch die Möglichkeit einer gleichzeitig mit der Höhensiedlung bestehenden, offenen Außensiedlung auszuschließen.
Profilansicht einer Vorratsgrube im Bereich der frühlatènezeitlichen Siedlung am Gräberfeld   [zoom]


















Hinterer Berg (Gde. Thalmässing, Lkr. Roth)
Die Planung der Ausgrabungen auf dem Hinteren Berg bei Landersdorf fußten auf einer im Jahre 2005 durch die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg durchgeführ­ten geophysikalischen Untersuchung. Die beiden Grabungsschnitte wurden im Som­mer 2007 so angelegt, dass sie einerseits die bisherigen Grabungsergebnisse der Naturhistorischen Gesellschaft sinnvoll ergänzten, andererseits der Innenraum der urnenfelderzeitlichen Befestigungsanlage erstmals größerflächig aufgedeckt werden konnte.
Plan des Hinteren Berges mit Eintragung der Geophysik und der Grabungsschnitte   [zoom]
Im Bereich der bereits bekannten urnenfelderzeitlichen Befestigung konnten trotz des relativ schlechten Erhaltungszustands des Befundes mit einer noch vorhandenen Höhe von nur etwa 20 cm durch das Anlegen dreier Plana in diesem Bereich die Be­obachtungen zu Konstruktion und Aufbau der Mauer deutlich verbessert werden. Demnach handelt es sich um eine Holz-Stein-Erde-Mauer mit einem Grundgerüst aus vertikalen Pfosten in doppelter Reihe mit einem Abstand von etwa 2 Metern in Längs- und ca. 1,5 Metern in Querrichtung. Diese waren mit horizontalen Hölzern in Längs- und Querrichtung verbunden, wobei die untersten Hölzer unmittel­bar auf dem Boden zu liegen kamen, auch unter der äußeren Steinfront, und zudem weitere Querhölzer im Abstand zwischen etwa 20 und 50 cm eingelegt waren, wo­durch eine rostartige, massiv mit Holz durchsetzte Innenkonstruktion entstand. Die vorgeblendete Außenschale war aus großen Kalksteinplatten von bis zu 60 und 70 cm Kantenlänge aufgeschichtet worden, wobei diese mehrfach auch mit der Schmal­seite zur Front gerichtet waren. Unmittelbar dahinter folgte eine weitere Aufschichtung aus entsprechend großen Kalksteinen, so dass beinahe der Eindruck einer doppelten Mauerschale erweckt wird. Die restlichen Zwischenräume des Holz­gerüstes waren mit kleinerem Steinmaterial und Erde aufgefüllt, wobei die relative Fundarmut dieser Füllung angesichts der sonst zahlreichen älteren Siedlungsreste der Chamer Gruppe auffällt.
Dieser Mauer war im Westen im Abstand von etwa 3 bis 4 Metern eine durchschnitt­lich 2 Meter breiter und 1 Meter tiefer, in den anstehenden Fels gehauener Graben vorgelagert. Eine im Ansatz vorhandene Bodenbildung auf der Graben­sohle belegt einen längeren Nutzungszeitraum dieser Befestigung.
Die Mauer selbst wurde durch ein Schadfeuer zerstört, wobei keinerlei Hinweise auf ein kriegerisches Ereignis auszumachen sind.
Profil durch den urnenfelderzeitlichen Graben   [zoom]
Obwohl sich der Grabungsschnitt auf einer Breite von 5 Metern etwa 20 Meter weit in den Innenraum dieser Anlage erstreckte, konnten keine zugehörigen, in den Fels eingetieften Siedlungsbefunde entdeckt werden – wie übrigens auch im nördlich davon gelegenen Schnitt 2. Lediglich eine zur Mauer parallel verlaufende, weitere Pfostenreihe, die jedoch nicht mit den Paaren der Mauer korrespondiert, scheint eine unmittelbar an die Wehranlage angelehnte Bebauung im feuerarmen Raum anzudeuten. Auffallend ist auch die gerade in diesem Bereich vergleichsweise mächtige und ansonsten oft schon gar nicht mehr (?) erhaltene Kulturschicht, die eine große Menge an Keramik sowie eine 10 cm lange Nähnadel aus Bronze er­bracht hat.
Das Messbild der geophysikalischen Untersuchung zeigte unmittelbar östlich der zu­vor beschriebenen Befestigung ein System aus weiteren Gräben, das sich an dessen verschleiften Verlauf orientierte, also bereits dadurch einen gewissen Bezug herstellt. Auch dieser Bereich wurde in die Ausgrabung mit einbezogen. Dabei konnte ein durchschnittlich 4 Meter breiter Sohlgraben sowie in wenigen Metern Abstand zwei sich überschneidende Palisadengräbchen aufgedeckt werden. In den Verfüllungen dieser Befunde fanden sich zahlreiche durchgeglühte Steine, die von der verbrann­ten Mauer zu stammen scheinen sowie zumindest in den obersten Schichten auch urnenfelderzeitliche Keramik, so dass unter Vorbehalt diese Befundgruppe als weite­res, vermutlich jüngeres Befestigungswerk angesprochen werden kann. Eine exakte Datierung muss allerdings an dieser Stelle noch unterbleiben, da die Grabungen ge­rade erst abgeschlossen wurden und das Fundmaterial aus diesem Bereich noch nicht gereinigt ist. Diese Befunde konnten jedoch auch in Schnitt 2 aufgedeckt und somit über ihren Verlauf im Messbild der Geophysik hinaus verfolgt werden. Auffal­lend ist jedoch auch hier wieder das Fehlen von in den Fels eingetieften Siedlungs­spuren.
Abschließende Aussagen zur Datierung der Anlagen können wie erwähnt noch nicht getroffen werden, doch ist auch in diesem Punkt gegenüber der Auswertung der Ausgrabungen von 1989-1991 eine Präzisierung zu verzeichnen. Die dort als allge­mein als urnenfelderzeitlich oder tendenziell auch als älterurnenfelderzeitlich ange­sprochene Befestigung hat indes durch die neuen Grabungen eindeutig Material der späten Urnenfelderzeit geliefert, welches sich beispielsweise an mehrfach facettier­ten Rändern, Oberflächengraphitierung und einer regionaltypischen Rillenverzierung mit Begleitstichen festmachen lässt. Jüngeres Fundmaterial, das bereits an den Übergang zur älteren Hallstattzeit gestellt werden könnte, fehlt allerdings. Die 14C-Analyse von Holzkohleproben aus dem Bereich der brandzerstörten Mauer soll naturwissenschaftliche Daten für ihren absoluten Zeitansatz liefern.
Näher zu untersuchen bleibt die Frage nach der Funktion dieser Anlage, die wie oben schon erwähnt nur eine von mindestens vier Anlagen ähnlicher Zeitstellung in der Kleinregion darstellt.
Durch weitere Sondagen können Hinweise darauf gesammelt werden, ob sich hinter dieser Auffälligkeit eine chronologische Abfolge oder vielleicht eine Funktionsteilung verbirgt. So scheinen etwa die beiden Höhenbefestigungen auf dem Auer Berg und der Schellenburg den Verkehrsweg durch das Schwarzachtal zu kontrollieren, welcher gerade in dieser Zeit an Bedeutung gewinnt.
Bemerkenswert ist auch, dass dann in der späten Hallstattzeit, die gleichzeitig den Höhepunkt der Besiedlungsdichte für die Region mit sich bringt, einzig und allein die Göllerreuther Platte als befestigte Höhensiedlung angeführt werden kann, welche wiederum sicher einer privilegierten Elite zugeschrieben werden kann. Ganz offen­sichtlich spielen also auch soziale und demographische Komponenten für diese Fragestellungen eine Rolle.


Auer Berg (Gde. Greding, Lkr. Roth)
Durch intensive mehrmalige Begehungen des Auer Berges, bei denen etwas Fund­material aufgelesen werden konnte, sowie durch die Nachuntersuchung von zwei Bodeneingriffen durch unbefugte Raubgräber konnte mehrere wichtige Feststel­lungen zu dieser bislang so gut wie unbekannten Ringwallanlage getroffen werden. Sie lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
Der Wall ist in unterschiedlicher Höhe ringsum fast überall gut erhalten. Moderne Zu­gänge finden sich in der Nordecke sowie auf der Südseite im Bereich eines ebenfalls neuzeitlichen Steinbruchs. Der ebenfalls noch modern genutzte Durchlass auf der nach Nordwesten gerichteten Flanke, zur Sattelfläche hin, könnte auf eine antike Torsituation zurückgehen, da dort noch leicht nach innen weisende Torwangen vor­handen zu sein scheinen. Die Mauer bestand aus teilweise recht großen Kalkstein­blöcken, die in den verflachten Wallabschnitten, v. a. auf der Südwestseite, teilweise schon an der Oberfläche zu erkennen sind. Flache, den Wall innen begleitende Gruben im selben Bereich suggerieren, dass die Steine unmittelbar vor Ort gebro­chen und entnommen wurden. Soweit erkennbar weist der Befestigungsring nirgends Brandspuren oder sonstige Anzeichen von Hitzeeinwirkung auf. Außerdem tritt im Wallkörper fast überall nur Anstehen­des zu Tage, was zum einen für eine Einphasigkeit der Umwehrung spricht und zum anderen dafür, dass diese auf zuvor unbesiedeltem Areal errichtet worden sein dürfte. Der Innenraum der Anlage scheint nicht flächig aufgesiedelt gewesen zu sein. Die dunkle bis schwarze, kulturschichtartig überprägte Rendzina findet sich fast nur im östlichen und südöstlichen Teil. Auch die Funde konnten bisher lediglich in diesem Bereich der Anlage aufgesammelt werden, doch könnte dies auch auf die nur hier vorhandenen Bodenaufschlüsse (Steinbruchgruben, mittelalterlicher Burgstall, Be­raubungsgruben) zurückzuführen sein. Die Wasserversorgung wurde über eine Wasserstelle am nach Nordosten abfallenden Hang außerhalb des Berings sicher gestellt. Sie führt noch heute in gewissem Umfang Wasser, jedoch ist augenschein­lich nicht zu entscheiden, ob es sich um eine natürliche Quelle oder um eine künst­lich angelegte Zisterne handelt. Jedenfalls wird sie durch einen hangabwärts führen­den und sie hakenartig einfassenden Stichwall an das Befestigungswerk angebun­den.


Schwimbach (Gde. Thalmässing, Lkr. Roth)
Bei der frühlatènezeitlichen Siedlung vom Schwimbach handelt es sich um einen Platz, der einmal mehr eine topographische Verstecklage nutzt, was ein Spezifikum der Region zu sein scheint. Der seit einigen Jahren durch Oberflächenaufsammlun­gen bekannte, kleine Fundplatz wurde in den Jahren 2004 und 2005 durch be­grenzte Rettungsgrabungen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg weiter er­schlossen, wobei eine vergleichsweise gute Befunderhaltung festgestellt und die Einperiodigkeit des Platzes bestätigt werden konnten. Dies und die gründliche Aufbe­reitung des Fundmaterials sowie die detaillierte Dokumentation ließen Schwimbach als geeigneten Ausgangspunkt für die gezielte Untersuchung eines Siedlungsaus­schnittes vom Ende des Untersuchungszeitraum unseres Teilprojektes erscheinen. Daher wurde dort eine geophysikalische Prospektion als Planungsgrundlage für weitere Sondierungsgrabungen durchgeführt. Aufgrund ungünstiger Bodenverhält­nisse durch Eisenerzvorkommen wurde allerdings nicht das gewünscht klare Ergeb­nis erzielt. Mit Sicherheit konnten lediglich einige größere Siedlungsgruben detektiert werden sowie eine größere Erstreckung der Befunde als sie die Kartierung der Ober­flächenfunde annehmen ließ.

Schellenburg (Gde. Kinding, Lkr. Eichstätt)
Im Juli 2007 wurde im gesamten zugäng­lichen Bereich, also etwa 3,5 der insgesamt rund 7 ha, der umwehrten Hochfläche eine geophysikalische Prospektion durchgeführt, welche der gezielten Pla­nung der Grabungsschnitte dienen soll.
Luftbild der Schellenburg am Zusammenfluss von Altmühl, Anlauter und Schwarzach (Foto: Hager/Hoedt, Eichstätt)   [zoom]
Aus der Kombination dieser unterschied­lichen Teilergebnisse lassen sich schon vorab recht aufschlussreiche Hinweise zur Besiedlungsgeschichte des Talkessels um diese Höhenbefestigung gewinnen:
Das Lesefundmaterial aus der Höhensiedlung zeigt neben älteren, meist bronzezeit­lichen Siedlungsspuren einen Nutzungsschwerpunkt für die späte Urnenfelderzeit an. Auch die zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch F. Winkelmann am äußeren Sperr­wall durchgeführten Grabungen haben v. a. Funde dieser Peiode, darunter ein fast vollständiges Kegelhalsgefäß der Stufe Ha B3 am inneren Wallfuß erbracht. Seine Untersuchungen ergaben auch, dass die äußere Mauer durch ein Schadfeuer zer­stört worden ist und als Stein-Erde-Mauer mit sehr starkem Holzdurchsatz konstruiert gewesen sein muss, da der Kern des Walls aus einem mächtigen dabei entstande­nen Kalksinterblock besteht. Die geophysikalischen Messungen konnten des Weite­ren zeigen, dass die innere Mauer nicht verbrannt ist. Durch Lesefunde und eine kleine archäologische Untersuchung, die beim Bau eines Sendemast durchgeführt worden war, konnten aber zahlreiche Pfeilspitzen aus Silex und Bronze festgestellt und kartiert werden, die – zumindest die Stücke aus Bronze – in der Summe für das Ende der Höhensiedlung ein kriegerisches Ereignis sehr wahrscheinlich machen.

Geophysikalische Messungen   [zoom]
Die Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion scheinen auf dem ersten Blick etwas dürftig, besonders angesichts der relativ großen umwehrten Fläche und der dominanten topographischen Situation. Die im Norden gemessene Fläche ist auf den ersten Blick geprägt durch mittelalterliche und neuzeitliche Ackerterrassen, die süd­liche durch die Störung des Sendemastes sowie durch zahlreiche herumliegende Eisenteile, welche in erster Linie auf einen regen Tourismus zurückzuführen sein dürften. Daneben bestimmt an mehreren Stellen auch der geologische Untergrund durch eine unruhig strukturierte Oberfläche das Bild. In beiden Flächen finden sich jedoch auch Objekte, die mit einiger Gewissheit als vorgeschichtliche, in den Fels eingetiefte Siedlungsspuren interpretiert werden dürfen. Allerdings findet sich nur an einer Stelle eine auffällige Reihung von Pfostengruben, die eventuell zu einem Hausgrundriss gehört haben. Unter Einbeziehung der Grabungsergeb­nisse vom Hinteren Berg, bei dem Pfostengruben ja ebenfalls höchst selten waren, dürfte dieser Struktur besondere Bedeutung beizumessen sein. Ansonsten kann wohl auch auf der Schellenburg von einer Bebauung ausgegangen werden, die mehrheitlich keine in den Fels eingetiefte Spuren hinterlassen hat.

Ausgehend von diesen Beobachtungen wurden im Frühherbst drei kleine Grabungsschnitte mit insgesamt 125 qm untersucht. Trotz der recht geringen Bodenbedeckung von durchschnittlich nur etwa 20 bis 25 cm über dem anstehenden Fels konnten erstaunlich gute Erhaltungsbedingungen angetroffen werden, wie ein vollständig erhaltener Feuerstellenunterbau aus kleinen Dolomitgeröllen beispielhaft zeigt. Sehr wahrscheinlich ist dies auf den ringsum ziehenden Randwall als Erosionsschutz einerseits und der sehr unruhigen Felsoberfläche, die eine ackerbauliche Nutzung unmöglich macht, anderseits zurückzuführen. Angesichts dessen fiel besonders auf, dass sich im Grabungsbefund noch weit weniger sicher anthropogene Befunde herauskristallisierten als dies aufgrund der Geophysik anzunehmen war. Die meisten Anomalien stellten sich entweder als geologisch bedingte Strukturen oder als mit Kulturschichtmaterial verfüllte Eintiefungen dar, deren Ursprung nicht abschließend zu erhellen war. Meist handelte es sich dabei um grubenartige Mulden, während Pfostengruben so gut wie keine Rolle spielen. Begründet liegt dies in dem mit voreisenzeitlichen Werkzeugen nur sehr mühselig zu bearbeitenden Dolomituntergrund. Als Konsequenz muss allerdings durch die verschiedenen Phasen der Besiedlung hindurch eine Bebauung in Schwellriegel- oder Blockbauweise angenommen werden sowie eine Art der Vorratshaltung, die ohne eingetiefte Silo- und Kellergruben auskam. Wegen der undifferenzierten Kulturschicht können Größe und exakte Standorte dieser Bauwerke allerdings nicht mehr ermittelt werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich durch eine detaillierte Auswertung der Fundverteilung hierzu zumindest Hinweise ergeben. Umso erstaunlicher sind der immense Fundanfall und seine zeitliche Spannbreite. Allein die Menge der geborgenen Keramikscherben beläuft sich auf mehrere Zentner und spiegelt eine dichte Besiedlung wider. Hinzu kommen zahlreiche Kleinfunde aus Ton, Silex, Halbedelstein, Geweih, Bernstein, Kupfer und Bronze, die wie die Gefäßfragmente unterschiedlichen Nutzungsphasen angehören. Anhand der Funde lässt sich ein erstes Aufsuchen des Berges erstaunlicherweise schon für die Zeit der Linearbandkeramik belegen – doch bleibt dies Episode. Der Beginn der dauerhaften Besiedlung ist in der frühen Bronzezeit zu suchen. Allem Anschein nach reißt diese auch bis zur späten Bronzezeit nicht ab.
Arbeitssituation in Schnitt 2 während der Ausgrabung auf der Schellenburg 2007   [zoom]
Vermutlich fällt in diesen Abschnitt auch ein (?) erster Ausbau der Befestigungsanlagen. Als besonderer Fundkomplex ist die Deponierung eines in organischem Material verpackten Bündels von zehn dünnen, spangenbarrenartigen Kupferblechen erwähnenswert, welches ursprünglich mit einer senkrecht gestellten Kalksteinplatte markiert und mit einem kleinen, in einem Miniaturgefäß niedergelegten Schmuckensemble aus drei Bernsteinperlen und zwei Spiralröllchen vergesellschaftet war. Während hinreichende Belege für eine Besiedlung des Berges in der älteren Urnenfelderzeit bislang noch nicht ausgemacht werden konnten, liegt der nächste und vorerst letzte Nutzungshöhepunkt sicherlich in der späten Urnenfelderzeit. Aus dieser Periode stammen zahlreiche Keramikfragmente und wiederum etliche Bronzen. Darunter sind die Hinweise auf ein lokal ansässiges Metallhandwerk zwar auf den ersten Blick recht unscheinbar, für die soziokulturelle Einordnung der Höhensiedlung jedoch von größter Bedeutung, rücken diese sie doch in die Nähe der größeren Zentralsiedlungen ihrer Zeit. Der wirtschaftliche Hintergrund ist mit einiger Wahrscheinlichkeit in der Kontrolle der Verkehrswege durch Altmühl- und Schwarzachtal zu vermuten, die in dieser Zeit nachweislich an Bedeutung gewinnen. Die zahlreichen Bronzepfeilspitzen, die sowohl als Lese- als auch als Grabungsfunde bekannt wurden, stehen diesmal im Zusammenhang mit einer militärischen Aktion am Ende der Urnenfelderzeit, die zur durch Winkelmann nachgewiesenen Zerstörung der Befestigungsmauer und damit zur Eroberung der Höhensiedlung führten. Sie wurde anschließend verlassen und in vorgeschichtlicher Zeit nicht wieder besiedelt. Nachdem aber die Siedlung auf dem Berg zerstört und anscheinend auch verlassen worden war, denn es findet sich kein jüngerer Siedlungsniederschlag, bildete sich in der gleichzeitig bestehenden Siedlung im Tal auf der Flur „Gatzäcker“ ein mit einer Palisade umwehrtes Gehöft heraus, das sich – am Rande der Siedlungsfläche – be­reits in der älteren Hallstattzeit zu einem Herrenhof mit zwei Bauphasen weiterent­wickelte. Ein „Umzug“ der zunächst auf dem Berg ansässigen Elite in die nahe Talsiedlung scheint also wahrscheinlich. Ob sich allerdings aus dieser recht gut nachzuvollziehenden kleinregionalen Abfolge eine allgemeine Erklärung für die Auf­gabe von Höhensiedlungen in der späten Urnenfelderzeit und ihr weitgehendes Fehlen in der Stufe Ha C ableiten lässt, muss großräumigeren Untersuchungen vor­behalten bleiben.

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Abriss der Besiedlungsgeschichte

Die Besiedlung der Region ist zu allen Zeiten der Vorgeschichte an den Tälern orien­tiert, während die wasserarmen Hochflächen eher gemieden wurden. Nach einer vergleichsweise häufigen Begehung im Mesolithikum, bei der hauptsächlich höher gelegene Plätze mit guten Aussichtsmöglichkeiten aufgesucht wurden, erfolgte eine erste Aufsiedlung im späten Neolithikum an wenigen verstreuten Plätzen, darun­ter auch Höhensiedlungen wie der Hintere Berg bei Landersdorf. Diese sind der regional verbreiteten Reichersdorfer sowie der im Wesentlichen weiter südöstlich beheimateten Chamer Gruppe zuzuweisen. Wenige Grabfunde von Schnurkerami­kern und Glockenbecherleuten auf den Randhöhen des Jura sowie im Schwarzachtal bei Greding deuten auf eine Besiedlungskontinuität bis zur Bronzezeit hin. Ähnlich dünn bleibt der Niederschlag menschlicher Anwesenheit auch in der frühen, mittleren und späten Bronzezeit. Nur wenige Funde und Befunde können als Be­siedlungsnachweise herangezogen werden. Auch die flächenhaften Aufdeckungen im Zuge des ICE-Neubaus haben an dieser Tendenz einer im Vergleich zu den fol­genden Perioden dünnen Aufsiedlung tendenziell nichts zu ändern vermocht.
Verteilung der Fundstellen im Arbeitsgebiet (grün: späte Urnenfelderzeit; rot: Hallstattzeit; blau: frühe Latènezeit)   [zoom]
Erst in einen späteren Abschnitt die Urnenfelderzeit fällt ein merk­licher Anstieg der Zahl von Siedlungen und zwar auffälligerweise mehrfach in Form von größeren, dorfartigen Ansiedlungen. Gleichzeitig werden mehrere Höhensied­lungen in der Region neu gegründet oder wieder errichtet. Zu nennen sind von Süd nach Nord die Schellenburg über Enkering, der Auer Berg über Großhöbing, der Hintere Berg und der Waizenhofener Espan. Hinzukommen mag vielleicht sogar noch eine Anzahl weiterer, bislang aber undatierter Anlagen an den Randhängen des Schwarzachtales.
Erklärbar scheint die Besiedlungsintensivierung allein durch eine gestiegene oder vielleicht auch erstmalig erkannte Bedeutung des Schwarzachtales als äußerst günstigem, von der Natur vorgegebenem Verkehrsweg, was der Fund eines hölzer­nen Radfragmentes bei Großhöbing aus diesem Zeitraum schlaglichtartig zu be­leuchten vermag. Ansonsten haben sich die landschaftlichen und damit ökonomi­schen Parameter nicht entscheidend verändert.
Einem allgemeinem Trend folgend werden auch in dieser Region die Höhensiedlun­gen am Ende der Urnenfelderzeit aufgegeben. Einen schönen Befund liefern dazu die Beobachtungen von der Schellenburg über Enkering, auf die unten noch einzu­gehen sein wird.
Die Hallstattzeit stellt dann eindeutig das Besiedlungsmaximum dar, denn in fast jeder der im Zuge der ICE-Grabungen aufgedeckten Flächen des Schwarzachtales konnten auch hallstattzeitliche Spuren nachgewiesen werden – selbst angesichts der Tatsache, dass sich die zahlreichen Fundstellen auf den gesamten Zeitraum der Hallstattzeit verteilen und sich ihre Dichte somit relativiert. Obwohl diese überwäl­tigende Fund- und Befundmenge, die auch im Rahmen unseres Teilprojektes nur ansatzweise angegangen werden kann, abschließende Bewertungen erschwert, las­sen sich doch auch dazu bereits einige interessante Aussagen treffen. Das Schwar­zachtal zeigt eine dichte Besiedlung, besonders in den Einmündungsbereichen anderer Täler, wie der von Thalach, Anlauter und Altmühl. Dabei sind nun die unter­schiedlichsten Siedlungstypen anzutreffen: es finden sich offene Ansiedlungen, deren Größe vom Einzelgehöft bis zu etwa dorfartigen Anlagen reicht, daneben er­scheinen nun erstmals mit einer Palisade umwehrte Gehöfte und schließlich sog. Herrenhöfe, die zusätzlich zur Palisade einen umlaufenden Wehrgraben aufweisen. Beide, Palisadengehöft und Herrenhof, sind jedoch jeweils Teil einer größeren Sie­deleinheit. Für den gesamten Raum lässt sich aber bislang nur eine einzige befes­tigte Höhensiedlung, nämlich die Göllersreuther Platte bei Landersdorf, verifizieren Die Bestattungsplätze liegen jeweils nur in geringer Entfernung zum Siedlungsplatz. Dies scheint für alle Siedlungstypen zu gelten und ist sowohl für Einzelgehöfte als auch für die Göllersreuther Platte nachgewiesen. Bemerkenswert ist dabei, dass aus der Qualität und Quantität ihrer Beigabenausstattung diese sozialen Unterschiede kaum ablesbar sind. Die reicheren Bestattungen, die es in der Region beispielsweise als Wagenbeisetzungen durchaus gibt, sind nicht mit den herausgehobenen Sied­lungsplätzen zu parallelisieren. Dadurch muss wohl mit einigem Recht für diese Re­gion von anderen Formen der Selbstdarstellung der Eliten bzw. des sozialen Status ausgegangen werden, als diese gemeinhin in Verknüpfung mit dem Beigabenreich­tum gesehen werden.
Noch sind nicht alle chronologischen Fragen zur Genese und Entwicklung der unter­schiedlichen Siedlungsformen geklärt, doch scheint diese Diversifikation die Heraus­bildung einer mehrfach geschichteten und hierarchisch gegliederten Gesellschaft im Siedlungsbild der älteren Eisenzeit widerzuspiegeln. Festzuhalten bleibt, dass die Palisadengehöfte bereits am Beginn der älteren Hallstattzeit erscheinen und alsbald auch der Herrenhof, wie das Beispiel der Siedlung von Enkering-Gatzäcker eindring­lich zeigt. Weder wird es ein Zufall sein, dass dieser Siedlungstyp sich zunächst mit Regelmäßigkeit entlang der Talknoten des Altmühltales findet, also an den verkehr­günstigen Anbindungen, noch dass in ihrer Nähe fast ebenso regelmäßig Waffen­gräber gelegen sind.
Die Verkehrsgunst liefert auch für die ältere Eisenzeit den Schlüssel zum Verständnis der Siedlungsdynamik im Umland des Schwarzachtales. Ist dies für die ältere Hall­stattzeit wiederum nur indirekt zu erschließen, so liegt für die späte Hallstatt- und frühe Latènezeit der dingliche Beleg in Form eines mit Kalksteinen befestigten Weges vor, der sowohl stratigrafisch, als auch durch Fundmaterial in diesen Zeitraum zu datieren ist. Dieser fast schon als Straße zu bezeichnende Weg führt zum einen als Nord-Süd-Verbindung durch den von Natur aus sumpfigen Grund des Schwarzachtales, bindet über Abzweigungen aber auch Seitentäler und die Hoch­flächen des Jura an und gehört somit zu einem komplexen System, welches wiederum die Bedeutung des Warenumschlages hervorhebt, zudem aber auch eine machtvolle Elite und einen nicht unbedeutenden Überschuss an Arbeitskräften impli­ziert.
Für die Stufe Lt A können zwar einerseits die Kontinuität der Bevölkerung und eine etwa gleich gebliebene Bevölkerungszahl festgehalten werden. Andererseits wird aber die Höhensiedlung auf der Göllersreuther Platte aufgegeben und auch andere, offene Siedlungen werden in natürliche Verstecklagen verlegt. Das Palisadengehöft und der Herrenhof als Siedlungsformen verschwinden außerdem. Der befestigte Verkehrs­weg durch das Schwarzachtal bleibt indes weiter in Benutzung.
Entwicklung der weiblichen Tracht unter zunehmend südwestdeutschem Einfluss   [zoom]
Die Besiedlung der Region erlischt mit dem Beginn der Stufe Lt B1 fast vollständig, was sicherlich auf die historisch belegten Keltenwanderungen zurückzuführen sein wird und ein auch andere Teile Süddeutschlands betreffendes Phänomen ist. Eine nennenswerte Neuaufsiedlung kann erst wieder ab dem Beginn der Stufe Lt C1 fest­gestellt werden, durch eine Bevölkerung, die in den Bestandteilen ihrer weiblichen Tracht gewisse Affinitäten nach Böhmen erkennen lässt. Die kontinuierliche Ent­wicklung der Landschaften auf der Südlichen Frankenalb ist damit endgültig unter­brochen.
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Letzte Änderung: 26.03.2008