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Fürstensitze und Umland
GIS-gestützte Untersuchungen "frühkeltischer Fürstensitze" und ihres Umlandes
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Projektbeschreibung



Lage

Vorläufige Auswahl der Arbeitsgebiete des GIS-Projektes (Geländemodell Grundlage DGM 250 & DGM 50/M745, © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2004)   [zoom]
Die Projektregionen, die im Rahmen der ersten, zweijährigen Projektphase (März 2004 bis März 2006) untersucht wurden, liegen in Bayern (Maindreieck mit dem „Fürstensitz“ Marienberg/Würzburg; #1), Hessen („Fürstensitz“ Glauberg und Umland; #2) und Baden-Württemberg („Fürstensitz“ Heuneburg; #3; wg. eines noch nicht vollständig erfassbaren Datenstandes zur Zeit nur erste vorläufige Analysen). Für die zu beantragenden Phasen II und III des Projektes sind darüber hinaus auch die anderen Projektregionen des SPP als Untersuchungsgebiete vorgesehen. Zusätzlich sollen als Vergleichgebiete auch die Ehrenbürg (Oberfranken; #4) und ihr Umfeld sowie die Region um Straubing (Niederbayern; #5) mit zahlreichen sog. „Herrenhöfen“ analysiert werden. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag ist zusätzlich eine Ausweitung der Untersuchungsgebiete auf das Umfeld der Siedlung auf dem Vladar (Westböhmen; #6) geplant. Darüber hinaus bestehen enge Kontakte zu vergleichbaren Projekten in (Ost-)Frankreich.
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Ziele

Das Vorhaben gliedert sich in drei Ebenen, die jeweils spezifische Aspekte der „Fürstensitze“ beleuchten sollen. Ausgehend von den konkreten Fundstellen sollen lokale Analysen die Beziehung von „Fürstensitzen“ z.B. zu den sie umgebenden „Fürstengräbern“, zu markanten Landschaftspunkten oder zu Verkehrswegen untersuchen.
In einer übergeordneten regionalen Ebene sollen verschiedene Fundstellen in der Umgebung der „Fürstensitze“ sowie der umgebende Naturraum als mögliches wirtschaftliches und/oder territoriales Umfeld erforscht werden.
Sichtbarkeitsanalyse (viewshed) des 10km-Umfeldes um den Würzburger Marienberg mit den umgebenden Grabhügeln (Geländemodell Grundlage DGM 50/M745, © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2004)   [zoom]

In einer überregionalen Ebene, die mehrere Zentralplätze („Fürstensitze“, befestigte Höhensiedlungen, evtl. „Herrenhöfe“) umfasst, werden Fragestellungen wie Besiedlungsdichte, Besiedlungsverlagerung, Fernverkehrswege, Zentralisierung usw. angegangen werden.
Dazu gehört auch das Herausarbeiten der Gründe für die Bevorzugung bzw. das Meiden bestimmter naturräumlicher Faktoren in einem Zeitrahmen vom 9.–3. Jh. v. Chr. für unterschiedliche Siedlungen/Siedlungstypen unter Berücksichtigung entsprechender Untersuchungen von Geologen, Geographen, Vegetationshistorikern und Klimaforschern. Darauf aufbauend soll die Auswertung der Daten hinsichtlich des ökonomischen und kulturellen Landschaftsbezuges der „Fürstensitze“ und der anderen Siedlungstypen zur Erstellung von Modellen zur Landschaftsnutzung und antiken Landschaftsauffassung führen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Klassifizierung unterschiedlicher Siedlungstypen und deren Beziehungen zueinander auf der Grundlage der erarbeiteten Modelle. Diese Modelle dienen auch als Grundlage zur Analyse der Siedlungsgeschichte und -entwicklung in den einzelnen Projektregionen. Zusammen mit den herauszuarbeitenden wirtschaftlichen und territorialen Umfeldern der „Fürstensitze“ unter der besonderen Berücksichtigung von Zentralisierungsprozessen können Vergleiche der Siedlungs- und Landschaftsgeschichte der einzelnen Projektregionen im Hinblick auf unterschiedliche Siedlungstypen und die Entwicklung von Siedlungen mit zentralörtlicher Funktion zu einer Modellierung von Zentralisierungsprozessen vor dem Hintergrund der allgemeinen Siedlungs-, Landschafts- und Kulturentwicklungen dienen.
Es wird außerdem angestrebt, über die Erstellung regionaler und überregionaler Modelle zum Landschaftsbezug früheisenzeitlicher Gesellschaften hinaus, auch Aussagen grundsätzlicher Art zum Problem ökonomischer bzw. kultureller Determinismen bezüglich vorgeschichtlicher Verhaltensweisen sowie zur objektiven Typologisierung und Klassifizierung von Siedlungstypen zu erarbeiten. Daneben ist durch den großräumigen Einsatz eines Geographischen Informationssystems für archäologische Fragestellungen auch ein methodisch innovativer Schub für derartige Untersuchungen zu erwarten.
Zusätzlich schließen sich GIS-gestützte Analysen einzelner Fundstellen unter einer bestimmten Fragestellung an. Dazu gehört z.B. die Frage nach der Bedeutung der sog. „Prozessionsstraße“ im Bereich des „Fürstengrabes“ am Glauberg. Sichtbarkeitsanalysen auf der Grundlage detaillierter Geländemodelle und Siedlungs- sowie Landschaftsrekonstruktionen können Aufschluss über die Ausrichtung auf bestimmte Landschaftsmarken, Fundstellen oder aber gegebenenfalls auch auf astronomische Fixpunkte liefern.
Die Erstellung dreidimensionaler Gelände- bzw. Landschaftsmodelle dient neben der wissenschaftlichen Auswertung auch der anschaulichen Visualisierung von Naturräumen.
Das GIS-Projekt sieht sich einerseits als Bindeglied zwischen den verschiedenen Regionalprojekten, andererseits aber auch als deren Partner, z.B. bei der Erstellung und Auswertung digitaler Landschaftsinformationen oder bei der Anfertigung verschiedenster Kartengrundlagen.
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Arbeitsweise

Die Analysen der Projektes „Fürstensitze“ & Umland werden im Wesentlichen mit Hilfe eines sog. Geographischen Informationssystems durchgeführt.
Als Geographische Informationssysteme (GIS) bezeichnet man Computersysteme, die über eine geographische Zuordnung (z.B. Koordinaten) Datenbanken mit graphischen Komponenten (z.B. Karten und Plänen) zur Datenverwaltung, -bearbeitung, -analyse und -visualisierung verbinden. So werden in der Archäologie z.B. Fundstellen mit den Informationen zu ihrer Umwelt wie Gewässerentfernung, Bodengüte, Klimazone usw. verknüpft.
In der Denkmalpflege können darüber hinaus Fundstellen und die zugehörigen Informationen schnell kartiert und u.a. mit geplanten Bauvorhaben abgeglichen werden. Neuerdings werden GIS zunehmend zur Berechnung von Lagekriterien noch unbekannter Fundstellen eingesetzt (sog. Prädiktionsmodelle).
Aufbauschema eines Geographischen Informationssystems   [zoom]

In der archäologischen Forschung dienen GIS häufig dazu, Siedlungen und ihre Verteilung in der Landschaft zu analysieren. Grundlage sind dabei naturräumliche Faktoren wie etwa die Geländeform, der Boden oder das Klima. Außerdem untersucht man mit ihrer Hilfe menschliche Verhaltensweisen in Beziehung zu ihrer Umwelt und hofft, Aussagen zu antiken Sichtweisen auf Landschaft und Umwelt treffen zu können. Mithilfe der Rechenverfahren können u.a. Sichtverbindungen von Punkten in der Landschaft (ist z.B. von einem "Fürstensitz" aus der zugehörige Großgrabrabhügel ["Fürstengrab"] sichtbar gewesen) ebenso untersucht werden wie das mögliche Einzugsgebiet einer Fundstelle auf der Grundlage des sie umgebenden Naturraums. So gehörte zu einer Siedlung immer auch ein wirtschaftlich genutztes Umfeld (Äcker, Weiden, Wälder), dessen Ausdehnung u.a. vom Gelände abhing. Gut erreichbare Lagen (z.B. flaches Gelände, nicht durch breite Gewässer von der Siedlung getrennt) wurden als Äcker sicher gegenüber solchen bevorzugt, die z.B. erst nach Überwindung eines Moores zu erreichen waren. Ein GIS ist in der Lage, alle diese Faktoren (Hangneigung, Gewässerhindernisse, Bodenbeschaffenheit, ...) miteinander zu verknüpfen und daraus das Modell eines potentiell mit möglichst wenig Aufwand zu erreichenden Umfeldes zu berechnen.

Entscheidend für die sinnvolle Verwendung Geographischer Informationssysteme im Rahmen der durchzuführenden Analysen ist das Zutreffen von zwei grundlegenden Prämissen:
  1. „The key point to emphasis is that external factors influenced behaviour, and this behaviour left patterns in space that could be objectively measured and quantified.“ - D. Wheatley/M. Gillings, Spatial technology and archaeology. The archaeological application of GIS (London, New York 2002) 7.
  2. „Es wird niemals möglich sein, große Gebiete in der gleichen Intensität zu erforschen, aber wenn es gelingt, durch intensivste Erforschung einzelner Landschaften den Ablauf der Siedlungsvorgänge im Einzelnen zu klären, wird auch auf die Vorgänge benachbarter, weniger sorgfältig untersuchter Landschaften Licht fallen“ - H. Jahnkuhn, Methoden und Probleme siedlungsarchäologischer Forschungen. Arch. Geogr. 4, 1955, 73.

Unter der Maßgabe der Akzeptanz dieser beiden Thesen sind GIS hilfreiche Werkzeuge bei der Analyse archäologischer Fragestellungen; sie liefern keine Aussagen oder gar Wahrheiten sondern bearbeiten, verändern bzw. transformieren Daten. Die so entstandenen Daten dienen als weitere Interpretationsgrundlage für den Archäologen.

„With experience, GIS becomes simply an extension of one's own analytical thinking. The system has no inherent answers, only those of the analyst. It is a tool, just like statistics is a tool. It is a tool for thought. ... In many ways, learning GIS involves learning to think—learning to think about patterns, about space and about processes that act in space.“ (J. R. Eastman, IDRISI Kilimanjaro. Guide to GIS and Image Processing [Worcester/MA 2003] 20).

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Programme and Project

The project Comparative Analysis of the Early Celtic ”Princely Sites” (”Fürstensitze”) and their environs with the help of GIS (in short: ”Princely sites” & environs) is based at the Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts (Roman Germanic Commission of the German Archaeological Institute) in Frankfurt and started working in April 2004.
karte_regionen   [zoom]

With the help of Geographical Information Systems (GIS) we plan to analyse different types of settlements (open settlements, hillforts, ”chiefly sites” [”Herrenhöfe”], ”princely sites” [”Fürstensitze”]) and burials/cemeteries together with their natural environment. Initially we shall be looking at three different regions (areas of about 50 x 50 km around the “Fürstensitze” Marienberg/Würzburg [Bavaria], Glauberg [Hesse] and Heuneburg [Baden-Württemberg). The intention is to connect these sites (settlements, burials/cemeteries from the Late Bronze Age [Urnfield period] to the end of the Early Iron Age [Early Latène]) with aspects of their natural environment as part of their area of economic and cultural activity. On the one hand we hope to identify patterns that will help us to recognise different types of settlements with different economic and/or cultural backgrounds. On the other hand a diachronic and regional analysis of the sites and their patterns of preference for specific environmental factors will be conducted in order to show how they develop through time, as well as regional tendencies.
Another aim of the GIS project is the investigation of territories and of lines of communication and transport. This will be done by means of least cost and viewshed analyses. The latter should also contribute to the detailed analysis of specific problems such as the visibility of individual sites, landmarks (i.e. the intervisibility of the ”princely settlements” and the grave mounds probably belonging to them), or astronomic fixed points which can provide an indication of how prehistoric peoples realised their surroundings and what they considered important in their environment.
After the two years of the initial phase (April 2004 to April 2006) the project will proceed to look at other areas covering nearly all the individual project regions of the entire DFG programme. Besides the regions with ”Fürstensitze”, we have chosen areas with so-called ”Herrenhöfe” in Bavaria and areas in Bohemia (hillfort of Závist near Prague or hillfort of Vladar in Western Bohemia). An overall view of the current state of project regions can be downloaded here as placemark file for GoogleEarth.
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From micro to macro

Our analyses are planned at three different levels, each covering specific aspects of the ”princely sites”. Starting with the site itself, local investigations on a micro level will analyse the relation of the ”Fürstensitze” to the ”Fürstengräber” (”princely burials”), to landmarks and to lines of communication and transport.
At a middle level we shall explore the surrounding of all settlements as an economic, cultural and/or territorial environment.
At the macro level we will scrutinise several central sites (”Fürstensitze”, hillforts, ”Herrenhöfe”) and the region they are situated in, in order to study problems of density of settlement, shifts in settlements, long distance traffic and centralisation/urbanisation as reflected in settlement patterns.
One important aspect will be the analysis of the reasons for preferring/avoiding particular variables of the natural environment in different regions and at different times. The relation of settlement sites (open settlements, ”Fürstensitze”, …) to different environmental variables (soil, climate, terrain, water, traffic/communication routes, landmarks, …) will lead to models of prehistoric land use and land perception. These models can then form the basis of an analysis of settlement history and settlement development in different regions and at different times. Together with the economic and territorial surroundings of the ”princely sites”, which must be investigated within the special context of processes of centralisation (and urbanisation?), the comparison of settlement and landscape history in the different areas – based on different types of settlements and their development (i.e. the origin of central places) – may lead to the creation of models of centralisation in the Early Iron Age which can be set against the background of the general history of contemporary settlements, landscape and culture.
Above and beyond the creation of such regional and supraregional models, we hope to provide answers to fundamental questions on the effect of economic vs. cultural determinism on prehistoric behaviour .
The use of GIS to study such large areas is new to German archaeology (with the exception of the Archaeoprognoseprojekt Brandenburg [J. Kunow/J. Müller, Unentdeckten Fundplätzen auf der Spur. Archäologie in Deutschland 4/2003, 8–13]), so we can hope to provide significant methodological impetus to settlement archaeology in Germany generally. Apart from these scientific goals the project will on the one hand act as an intermediary between the different projects involved in the research programme (database of sites, maps, GIS knowledge, environmental data, …), and on the other hand between the scientific and the non-scientific communities.
As an extremely powerful tool for research and visualisation, GIS will also help to provide an impression of former landscapes and sites. With the help of the Fraunhofer Institute for Computer Graphics (Department for Graphic Information Systems) in Darmstadt we plan to produce an interactive 3D presentation of the landscapes both for Internet and CD-ROM. It will be possible to fly or walk through the research areas and view the landscape at selected periods (Late Bronze Age, Early Iron Age) with all the contemporary sites in their natural surroundings.
The variables mentioned above that we intend to combine with the information on sites (dating, type [settlement, burial, …], …) are those that are commonly used in similar GIS-projects. As we know that the societies of the Late Bronze and Early Iron Age were agricultural societies (livestock and crops), clearly factors like soil, climate and topography were very important for deciding where to settle. The analyses of the settlements in the triangle of the river Main (Lower Franconia, Bavaria) have shown that in the Late Bronze Age it was economic factors that had most influence on settlement behaviour.
Sites that did not fit into the ”normal patterns” of settlement were influenced by other factors such as culture, social rules, religion/cult, etc.
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Letzte Änderung: 10.05.2010