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Ipf bei Bopfingen
Der Ipf bei Bopfingen, Ostalbkreis (Baden-Württemberg). Burg, Außensiedlung und Siedlungsumfeld eines frühkeltischen Fürstensitzes der späten Hallstatt- und frühen Latènezeit
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Projektbeschreibung



Ipf und Goldberg

Luftbild des Ipf mit dem Goldberg im Vordergrund   [zoom]
Die Eisenzeitforschung wird am Westrand des Nördlinger Rieses geprägt durch die Frage nach Funktion und Verhältnis der beiden 4,5 km voneinander entfernt gelegenen Höhensiedlungen und Burgen auf Goldberg und Ipf. Von Interesse ist die Frage nach den sozialen Strukturen und Hierarchien sowie die Frage, inwieweit der Ipf tatsächlich dem Kreis der frühkeltischen Fürstensitze zugeordnet werden kann und welche Stellung dabei der Goldberg eingenommen haben könnte. Die Forschung wurde dabei zunächst durch die großflächigen Ausgrabungen von Gerhard Bersu geprägt, die er ab 1911 und vor allem in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts auf dem Goldberg durchgeführt hat (Parzinger 1998).

Luftbild des Ipf mit Befestigungswällen   [zoom]
Die Kenntnisse zur Geschichte des Ipf sind ungleich schlechter, denn Informationen zur Archäologie des Berges beruhen lediglich auf Lesefunden und auf kleinen Sondagen, die Friedrich Hertlein vor fast 100 Jahren 1907/08 auf dem Gipfelplateau und in Wällen der Befestigungen durchführte (Hertlein 1911). Dabei konnte er in der Randbefestigung des Gipfelplateaus eine etwa 5 m breite Holzkastenmauer feststellen, dahinter bis zu 1,5 m mächtige „Kulturschichten“. Unterhalb des Gipfelplateaus befindet sich im Osten ein gestaffeltes System von Mauern und Gräben, das sich im Norden weit an den Fuß des Berges hinab erstreckt und zwei Wasserstellen einschließt.

Topographie der Befestigungswälle auf dem Ipf   [zoom]
Im äußeren Wall (Nr. 5), der eine Fläche von 11,5 ha umschließt, konnte Hertlein eine Pfostenschlitzmauer feststellen, die auf den Resten einer älteren Befestigung gründet mit wenigen Funden, wie einer kammstrichverzierten Scherbe und einem Radamulett aus Bronze. Dies führte zu der Vermutung, dass hier ein Ausbau der Mauern in der jüngeren Latènezeit zu einer befestigten Großsiedlung vorliegt. Unbekannt ist, ob die Hinweise auf eine ältere Befestigung in die Hallstattzeit oder frühe Latènezeit datieren und in Zusammenhang mit einem möglichen Fürstensitz zu bringen sind.
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Die Rechteckhöfe bei Osterholz

Luftbild der bei Osterholz, Gewann Zaunäcker, gefundenen Rechteckhöfe   [zoom]
Die von Otto Braasch durchgeführte Luftbildprospektion hat seit 1998 zu wichtigen neuen Erkenntnissen beim Weiler Osterholz geführt. Osterholz liegt auf einem Geländerücken auf halbem Wege zwischen Ipf und Goldberg. Dort wurden an zwei Stellen rechteckige Strukturen entdeckt, die sich im Falle der ausgegrabenen Flächen im Gewann „Zaunäcker“ als Palisadengräben mehrerer ineinander gelegener Rechteckhöfe herausstellten. Die Ausgrabungen von 2000 und 2001 haben zahlreiche Hinweise auf mediterrane und ostalpine Importe ergeben, so dass zusammen mit der qualitätvollen einheimischen Ware dieser Platz eine herausragende Position im Siedlungsgefüge eingenommen haben mag und die Rechteckhöfe kaum als landwirtschaftliche Hofanlagen verstanden werden können.
Grabungsplan der Rechteckhöfe bei Osterholz, Gewann Zaunäcker   [zoom]


Das Fundmaterial der Ausgrabungen im Gewann „Zaunäcker“ datiert in das späte 6. Jh. und 5. Jh. v. Chr. und verblüfft durch seine Qualität, wirft aber auch Fragen zur Bedeutung der Höfe auf. Es handelt sich um zahlreiche kleine Fibeln der Späthallstattzeit, zahlreiche Scherben späthallstattzeitlicher Drehscheibenware und Scherben von großen Vorratsgefäßen (Dolien) aus dem Ostalpenraum. Besonders hervorzuheben sind große Scherben griechischer Amphoren, die wohl über die Alpen aus Oberitalien hierher gelangten. Außerdem belegen Eisenerzvorkommen und Verhüttungsnachweise späthallstattzeitliche Eisengewinnung.
Importkeramik aus den Grabungen bei Osterholz, Gewann Zaunäcker   [zoom]
Dazu kommen 25 attisch rotfigurige Scherben mehrerer Trinkschalen (Kylikes), die zusammen mit LT A-Funden (Drehscheibenware, gestempelte Gefäße, Zirkelornamentik, etc.) in der Brandschutt-Verfüllung einer Zisterne gefunden wurden.

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Die Großgrabhügel

Geophysikalische Aufnahme der zwei Großgrabhügel im Gewann Zaunäcker   [zoom]
Darüber hinaus wurden im Sommer 2001 bei der Luftbildprospektion und bei Begehungen zwei Großgrabhügel (Hügel 1, Dm. 55 m; Hügel 2, Dm. 20 m) entdeckt, die im direkten Umfeld der Rechteckhöfe liegen. Die Hügel wurden geophysikalisch prospektiert und interessante Einblicke in den Aufbau und in die Struktur der Hügel gewonnen.

Der kleinere Hügel 2 wurde 2003 vollständig ausgegraben. Die intakte Grabkammer enthielt eine Brandbestattung und ein reiches Keramikservice der Stufe Ha C2/D des späten 7. oder frühen 6. Jahrhunderts, das sich unmittelbar durch Leiterbänder und schraffurgefüllte Dreiecke mit der ältesten Keramik der Heuneburg vergleichen lässt. Damit könnte sich am Ipf mit dieser Bestattung eine älteste Phase der Entwicklung zur späthallstattzeitlichen Burg und der damit verbundenen Herausbildung einer sozialen Elite verbinden lassen.

Plan der eisenzeitlichen Siedlungsspuren um Ipf und Goldberg   [zoom]
Zweifellos handelt es sich bei den Rechteckhöfen mit Nachweisen der Eisenverhüttung und den Großgrabhügeln beim Weiler Osterholz um einen Außenbereich zur Burg auf dem Ipf, entfernt vergleichbar mit den Befunden bei der Heuneburg an der oberen Donau. Im weiteren Umfeld finden sich zahlreiche eisenzeitliche (Hallstatt und Latène) Siedlungen am Riesrand und in den Tälern, die eine strukturierte Siedlungslandschaft mit einer Hierarchie unterschiedlicher Siedlungen und am Ipf ein geändertes Siedlungsmuster erkennen lassen.
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Letzte Änderung: 15.02.2010