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Heuneburg
Archäologische Untersuchungen im Bereich der Heuneburg an der oberen Donau zur Klärung der Bedeutung der Vorburg
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Laufende Arbeiten



Die Vorburg: Die Grabungen 2000-2003

Nachdem Prof. Dr. Hartmann Reim (Regierungspräsidium Tübingen, Landesamt für Denkmalpflege) bei der Erweiterung des Heuneburg-Parkplatzes hallstattzeitliche Siedlungsspuren entdeckt hatte, wurden in den Jahren von 2000 bis 2003 im unmittelbaren Vorfeld der Heuneburg gezielt Ausgrabungen durchgeführt (vgl. Abb. 1). Anlass der Untersuchungen war die Bahn brechende Erkenntnis, dass das Wall-Graben-System um den Fuß der Heuneburg keineswegs aus dem Mittelalter stammt. Jeder Aufschluss bestätigte seither, dass die drei markanten Befestigungsanlagen aus dem 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr. das Areal der Vorburg zwischen dem Heuneburg-Plateau und der bis zu 100 ha großen Außensiedlung gliedern. Reim untersuchte nicht nur den Graben der Außensiedlung, sondern auch das äußere, winklig geführte Vorwerk mit dem mächtigen Befestigungsgraben. Seine Errichtung (Ha D2/Heuneburg Periode III) konnte er in die Zeit kurz nach der Zerstörung der Außensiedlung und der Lehmziegelmauer auf dem Burgplateau datieren (Reim 2003, 60).

Abb.1: Untersuchte Bereiche zwischen Burg und Außensiedlung der Grabungen 2000-2006: Wälle orange, Gräben braun (nach H. Reim, Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2000, 63 ff.; ders., ebd. 2003, 56 ff. mit älterer Literatur; J. Bofinger, ebd. 2005, 73 ff.   [zoom]


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Die Grabungen 2004-2005

Die grundlegend neuen Erkenntnisse zu Außensiedlung und Vorburg, die selbst die gut erforschte Heuneburg in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen, erforderten weitere Untersuchungen. Im Rahmen des Schwerpunktprogrammes der Deutschen Forschungsgemeinschaft ergaben in den Jahren 2004 und 2005 unter der örtlichen Leitung von Dr. Jörg Bofinger zwölf unterschiedlich große Sondage-Schnitte Siedlungsspuren der Späthallstattzeit im Bereich der Vorburg. So erbrachte ein schmaler Schnitt (Abb. 1: rechts von S11) am Westhang Wohnpodien, also künstliche Terrassen im Hang mit großen Pfostenbauten und Grubenhäusern. Diese lagen unter einer bis zu 1,5 m mächtigen, ungewöhnlich fundreichen „Kulturschicht“. Sie schützte Siedlungsspuren, die zwar aus mehreren Phasen stammen, anscheinend aber nur wenig älter sind. Aufgrund der Terrassierung lagen wohl besonders gute Erhaltungsbedingungen vor, wie die verstürzte Lehmwand eines großen, abgebrannten, ebenfalls mehrphasigen Pfostenbaues zeigt.
In nahezu allen Aufschlüssen ist die Bebauung der Vorburg nachgewiesen. So wurde 2003 im Parkplatz-Bereich ein mehrphasiger Schwellriegelbau des älteren Siedlungsabschnittes erfasst (Ha D1 – Heuneburg IVc-IVa). Das gut erhaltene Gebäude war mit Lehmfußboden und Herdstelle ausgestattet (Reim 2000, 63 ff.). Unter der Steinfundamentierung des Herdes kam die Schädelkalotte eines 30-40jährigen Mannes zu Tage. Außer Schwellriegelbauten – 2005 wurden in Sondage 8 (Abb. 1: S8) Reste weiterer Gebäude dieser Art nachgewiesen – sind einfache Pfostenbauten, Zäune aus Staketen und mehrere Traufgräben als weitere Hausplätze neben kleinen Grubenhäusern der jüngeren Späthallstattzeit (Ha D3) erfasst. Auch ein Schnitt auf der als siedlungsfreundlich einzuschätzenden Terrasse bei der SO-Spitze des Plateaus (Abb. 1: S2) erbrachte Grubenhäuser. Davon stammen zwei aus dem 12. Jahrhundert. Es sollen dort aber auch späthallstattzeitliche Siedlungsreste erhalten sein (mündl. Mitt. des Bearbeiters Jochen Böhm).
Besonders spannend ist auch die Frage, ob sich die ältere Bebauung (Ha D1), die sich unter dem Wall erhalten konnte, über den gesamten Bereich der Vorburg bis zum Fuß des Plateaus erstreckte. Mehrere Fundinventare, so z. B. die o. g. „Kulturschicht oder ein 2003 beim Aufgang zur Heuneburg untersuchtes Grubenhaus sind nämlich chronologisch nicht ganz einheitlich und hatten jeweils noch ältere Typen enthalten (z. B. Schlangenfibeln S5).

Der "innere" Graben

Weil der Aushub des äußeren Grabens direkt auf der Brandschicht einer nur wenig älteren Siedlung lag, die gleichzeitig mit der Lehmziegelmauer umwehrten Heuneburg abgebrannt war, datierte H. Reim den Bau des Vorwerks in die Zeit kurz nach dem Brand, der auch die Außensiedlung vernichtet hatte (Ha D2 – Heuneburg Periode III). Bodenkundliche Gutachten stützen seine Beobachtung. 2004 wurden im „mittleren“ Graben (Abb. 1: S4) nicht datierbare Holzreste und 2005 im dauerfeuchten Milieu des bis zu 7 m breiten und etwa 7 m tiefen inneren Grabens, direkt am Fuß des Plateaus bei der Nordostspitze (Abb. 1: S1 und S10), ca. 100 Hölzer geborgen. Holzspäne zeigen, dass an Ort und Stelle gezimmert worden war. Neben schweren Bauhölzern erbrachte der innere Graben z. B. auch dünne Bretter aus wahrscheinlich ortsfremder Tanne. Das Nadelholz stammte wohl von besser geeigneten Standorten des Voralpenlandes, dem Schwarzwald oder der Baar (mündl. Mitt. M. Rösch). In der Grabenböschung steckten noch die Pfosten, vermutlich als Bestandteile einer Brückenkonstruktion. Über den Hölzern lag die Scherbe einer massaliotischen Amphore. Die dendrochronologische Untersuchung (A. Billamboz/W. Tegel, Hemmenhofen) ergab Fällungsdaten um 582 und 578 v. Chr. (Ha D1) für Hölzer aus dem Bereich knapp über der Grabensohle (Bofinger 2006, 73 ff.). Ein weiterer Grabenschnitt mit überaus interessanten Beobachtungen zur allmählichen Verfüllung des inneren Grabens wurde 2006 im Rahmen einer Prüfungsgrabung von Harald Deniffel abgeschlossen.

Abb. 2: Grabenschnitt 2005 von O   [zoom]



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Das Tor

Im 2005 geöffneten, ca. 100 m langen und 15 m breiten Schnitt wurden neben den großflächig nachgewiesenen Siedlungsspuren die Steinsockel einer sehr ungewöhnlichen Torkonstruktion angeschnitten (Abb. 1: S8, 9, 12).


Abb. 3: Blick auf Tor und Wege (dem jüngsten Horizont des Einschnitts) im bis zu 6m hohen Wall   [zoom]



Die Toranlage stellt ein überaus repräsentatives Element im hakenförmigen äußeren Wall der drei markanten Befestigungsanlagen dar, die den Bereich zwischen dem Burgplateau und der riesigen Außensiedlung gliedern. In der Beschreibung des Oberamtes Riedlingen (Stuttgart/Tübingen 1827, 197) heißt es dazu: „Man findet diesen Hügel [Heuneburg, Verf.] noch mit dreyfachen Verschanzungen umgeben, in welche man durch eine Oeffnung eintritt, wo früher ein Thor gestanden hatte, das erst von dem jetzigen Pächter des Thalhofes ausgegraben worden ist“.
Der Weg durch den heute noch bis zu 6 m hohen und auf eine Länge von etwa 50 Metern erhaltenen Wall führte über ein „Steintor“, später anscheinend wieder durch hölzerne Torkonstruktionen in die Siedlung. Es ist noch nicht völlig ausgeschlossen, dass die sichtbare Quaderfront einer Kalksteinmauer in der Böschung des ca. 4 m breiten, bis heute genutzten alten „Donauweges“ zu einer ähnlichen Torkonstruktion aus Kalkquadern gehört (Reim 2003, 56 Abb. 33). Tore sind wichtige Bestandteile der Befestigungsanlagen und zugleich deren größte strategische Schwachstellen, denn sie waren leichter zu überwinden als die meterhohen Holz-Erde-Mauern oder Wall-Graben-Systeme.

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Die Grabung 2006

2006 konzentrierten sich somit die Grabungen zunächst hauptsächlich auf den trapezförmigen Wallschnitt (Abb. 1: S11) und vor allem die Flächen nördlich des Torbereichs (Abb. 1: S9) um die allgemeine Stratigrafie und das Geländerelief im Bereich des verebneten Walls zu klären. Ohne Kenntnis des alten Geländes sind nämlich weder die Erhaltungsbedingungen im Torbereich noch die Ausdehnung der späthallstattzeitlichen Siedlung zu beurteilen. Anschließend musste die jüngste Struktur, nämlich die 2005 zwischen den Torwangen erfasste Pflasterung zumindest innerhalb der Grabungsgrenzen untersucht werden. Diese Arbeiten erwiesen sich als aufwändig und zeitraubend, denn es zeigte sich bald, dass zwei neuzeitliche, durch Kieselpflasterungen befestigte Sträßchen mit ausgeprägten Wagenspuren vorliegen.

Das Fundmaterial aus dem gesamten Bereich der mit Kies befestigten Trassen umfasst nicht nur Zeugnisse von Fuhrwerken wie eiserne Hufnägel, einen Achsnagel, eine Trense oder Ringe des Zuggeschirrs sondern auch gestempelte neuzeitliche Flachziegel sowie typische, grün glasierte Keramik und lässt damit am regen Verkehr bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts keine Zweifel mehr zu. Die Lageverhältnisse wie z. B. der Verlauf der Pflasterung und der Wagenspuren auf den Mauerkronen der Toranlage oder die Richtung der Wagenspuren, die von der Orientierung des Tores deutlich abweichen, zeigen ebenso wie das stratigrafische Verhältnis zum verfüllten Befestigungsgraben, dass ein nur mittelbarer Zusammenhang zwischen dem „Steintor“ und dem neuzeitlichem Wegesystem bestehen kann. Einzelne Quader der Mauerschalen und kleine Kalkplatten des Füllmauerwerks lagen direkt auf der freigelegten Wegepflasterung: Die Mauerkronen des Tores bildeten bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zusammen mit den Pflasterungen dieser beiden im Torbereich vereinten Wege die zeitgenössische (Lauf-)Oberfläche, so dass bis zur Verebnung des Walls zumindest Teile des Steintores an der Oberfläche lagen. Die Pflasterung liegt innerhalb eines mit dem verebneten Wall bedeckten alten A-Horizontes (Humus bis 1804/13), der in sämtlichen Aufschlüssen zwischen der Planierung von 1804/13 und dem anstehenden Geschiebelehm nachweisbar ist (Abb. 5).
Die ersten Grabungsergebnisse sollten sich bald durch andere Quellen bestätigen. Recherchen Franz Kanzlers im Staatsarchiv Sigmaringen ergaben die Datierung der Wallverebnung in Verbindung mit der Verlegung des Wegesystems nach Westen seit 1804 und eine bislang völlig unbekannte Flurkarte (Abb. 4). Diese Karte zeigt u. a. die Liegenschaften der südlich der Heuneburg gelegenen Staatsdomäne Talhof und die ehemalige Wegeführung. Besonders wichtig ist die Darstellung des Walls vor seiner Verebnung. Die Erdarbeiten zählen zu den Bedingungen des ersten Pachtvertrages für die heutige Staatsdomäne Talhof, die zu den Besitztümern des Klosters Heiligkreuztal gehört hatte. Zur Vergrößerung der Ackerflächen hatte der Talhof-Pächter zwischen 1804 und 1813 umfangreiche Erdbewegungen zu leisten.



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Flurkarte um 1800 und Befund des Torweges

Abb. 4: Ausschnitt einer in der Zeit um 1800 angefertigten, bislang völlig unbekannten Flurkarte (Staatsarchiv Sigmaringen, Recherche F. Kanzler 2006). Sie zeigt das Gelände vor der Verebnung des Walles und mit der alten Wegeführung. Zwischen 1804 und 1813 wurden beide Fahrwege nach Westen verlegt. Nur der mit Bäumen bestandene Abschnitt des Walls ist heute noch ca. 50 m lang und fast 6 m hoch erhalten. Anhand der Karte ist zudem die von H. Reim 2003 (Reim 2003, 58 Abb. 32) entdeckte Pflasterung am Fuß des Plateaus mit dem durch den Wall verlaufenden Weg zu verbinden   [zoom]

Abb. 5: Abfolge der Horizonte: über der knapp angeschnittenen Verfüllung des Grabens liegt die (nach links) ansteigende Humusschicht als Oberfläche bis 1804/1813, darüber liegt das umgelagerte gelbe Erdmaterial aus dem Wall (Planierung 1804) direkt unter dem modernen Humus   [zoom]
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Die Untersuchungen im Torbereich und die Stratigrafie der Toranlage


Die Untersuchungen im Torbereich

Unter der neuzeitlichen Wegepflasterung zeichnete sich dann erstmals der vollständige Grundriss des „Steintores“ ab, der alle Erwartungen übertrifft. Die Torkonstruktion besteht aus in Lehm gesetzten Zweischalenmauern (keine Trockenmauern). Dabei umschließen jeweils die beiden äußeren „Schalen“ aus überwiegend sorgfältig behauenen Kalkstein-Quadern sowie einigen Quadern aus hellblauem Molasse-Sandstein die so genannte Kernmauer. Diese besteht im Gegensatz zu den Sockeln der Lehmziegelmauer auf der Heuneburg jeweils aus kleinen, flachen Kalkstein-Platten, die waagrecht in feinen homogenen Lehm geschichtet sind. Die verschiedenen als Baustoff verwendeten Kalke stammen aus nur wenige Luftkilometer entfernten Aufschlüssen.

Abb. 6: Blick von SO auf das Kammertor (Aufnahme R. Hajdu 2006)   [zoom]

Die enge Beziehung des Mauerwerks der Toranlage zu den Kalksteinsockeln der Türme und Tor(e) der Lehmziegelmauer auf der Heuneburg zeigt sich nicht nur durch das identische Baumaterial sondern durch viele charakteristische Konstruktionsdetails (Treppung der Mauerunterkante, Zurichtung der Quaderformen, Ausgleich der Mauerfugen mit flachen, kleineren Kalktrümmern, Verlauf der Stoßfugen etc.). So sind auch die Torsockel nicht fundamentiert (auf der Heuneburg gibt es nur wenige kleine Abschnitte mit Fundament im Gegensatz zu Mauern provinzialrömischer oder mittelalterlicher Provenienz). Darüber hinaus entspricht das um 1,3 m starke Mauerwerk des Vorburg-Tores der Mauerstärke der Türme/Bastionen.

Ansicht/ Link Abb. 7 : Schematischer Grundriss des Kammertores (Arbeitsstand Dezember 2006). Älteste Torphase: 1) Pfostengruben. Steintor: 2) Ost- und Westwange 3) innere Querriegel 4) äußere, verzahnte Querriegel 5) treppenartig gestufte, jüngere Mauer (verläuft über Baugrube 8) 6) Mauerrest aus zwei Quadern 7) vgl. auch Abb. 3: wie Mauerrest 6, liegt auf 1 und gehört vielleicht mit 6 zu einer einzigen Mauer 8) Gräbchen der Baugrube für Ost- und Westwange 9) östliche und westliche Quermauer(reste) jeweils auf/über Baugrube 8. Jüngere Torphasen: 10) tiefes Gräbchen: schneidet inneren, östlichen Querriegel 3 11) vier in die Ostwange eingetiefte Pfostengruben 12) Pfostengruben in der Verfüllung des Tores, die sich z. T. schneiden 13) nicht untersuchter Bereich (Profil). Siedlung: 14) Kuppelofen auf Brandhorizont 15) Gruben und Pfostengruben außerhalb des Tores.


Der Grundriss (Abb. 7) gehört zum Typus der Kammertore. Solche Konstruktionen mit Kalksteinsockeln und einem Aufbau aus Lehmziegeln sind bereits von hethitischen Stadttoren (16.-12. Jahrhundert v. Chr.) bekannt. Das Bauprinzip blieb in Mitteleuropa über Kastelltore hinaus bis ins hohe Mittelalter gebräuchlich. Es handelt es sich dabei um mindestens zwei hintereinander angeordnete (Holz-)Tore. Diese sind durch eine Mauer verbunden und zwingen strategisch gesehen den Verkehr zur Durchquerung eines gut kontrollierbaren Raumes. Auch im Falle des Vorburg-Tores verengen jeweils gegenständige Querriegelpaare den imposanten, rund 7 m breiten Torraum (Abb. 7.3, 4). Sicherlich verschlossen hölzerne Tore die beiden Öffnungen, und zu ihrem Schutz war der Torraum wohl zumindest in diesem Bereich überbaut. Die ungefähr 2,4 m breite Fahrbahn verlief parallel zu den äußeren Wangen von NW nach SO durch die Mitte der Toranlage.o An die Außenschale der mehr als 16 m langen Ostwange stößt eine jüngere, treppenartig gestufte Mauer ohne Innenschale (Abb. 6 rechts außen; Abb. 7.5). Eine einfache Lage großer, rundlicher Kalktrümmer bildet die höchst gelegene, nördlichste „Stufe“. Die Treppung bzw. Abstufung dürfte der Steigung des Walls angepasst sein, denn die Wallschüttung schließt direkt an die Mauersockel an. Nur dort, wo das Tor aus dem Wall herausragt, besteht der „Anbau“ aus sorgfältig gesetztem Sichtmauerwerk mit natur-glatten Weißjuraplatten. Nördlich davon sitzt eine weitere kurze Quermauer (Abb. 7.9) über der Baugrube an der Ostwange. Sie besteht aus einer nur noch einfachen Quaderlage mit drei Fronten. Eine gleichartige Quermauer (Abb. 7.9) befand sich auf gleicher Höhe und über der Baugrube an der Außenschale der Westwange. Die Front eines kleinen Mauerrestes (Abb. 7.6) aus zwei Quadern und einem kleinen Teil der Kernmauer in situ zeigt nach Westen und sitzt am inneren, westlichen Querriegel (Abb. 3). Zwei weitere Quader (Abb. 7.7) nördlich davon und in gleichem Abstand zur Westwange können entweder zur selben Mauer gehören oder aber von einer zweiten Mauer stammen, die direkt auf einer der Pfostengruben (Abb. 7.1) der ältesten Torphase sitzt.

Die Erhaltung des Torbereiches variiert trotz des kleinflächigen Aufschlusses sehr stark: Während der Ostteil von wenigen Störungen abgesehen annähernd vollständig erscheint, fehlen große Teile der Westwange. Wie die über der Baugrube an die Westwange stoßende Mauer zeigt (Abb. 7.9), ist die vollkommene Symmetrie der gesamten Konstruktion nicht auszuschließen. So könnte im Westen der treppenartige Anbau erhaltungsbedingt fehlen (wie Abb. 7.5). Aufgrund des Geländereliefs und der Erhaltungsbedingungen ist sogar mit einem dritten Querriegelpaar zu rechnen, das ursprünglich den immerhin größeren, nördlichen Abschnitt des Tores abgeriegelt hätte. Auch vom südwestlichen, äußeren Querriegel liegen schließlich nur noch zwei verlagerte Quader vor (nicht in situ) und weiterer Versturz dieses Torelementes ist mit der neuzeitlichen Pflasterung vermengt. Einige Hohlräume zwischen den Quadern der Außenschale und vor allem in der Kernmauer der Westange könnten auf Störungen jüngeren Datums weisen und durchaus bei den „Ausgrabungen“ des Talhof-Pächters um 1804-1813 entstanden sein. Drei in situ erhaltene Quader der Innenschale und ein Teil der Außenschale erlauben jedoch - von der Länge abgesehen - die gesicherte Ergänzung der Westwange samt des südwestlichen Querriegels.


Ansicht/ Link Abb. 8 : Vereinfachtes Stratigrafieschema des Tores: a) neuzeitlicher Weg b) Brandschicht auf Torverfüllung c) in Verfüllung des Tores eingetiefte Pfostengruben/Gräbchen diverser Phasen d) Torverfüllung e) Wall f) Steinkonstruktion g) Brandschichten der drei Siedlungshorizonte h) Planierung zwischen Brandschichten i) Baugrube k) antiker Humushorizont l) älteste Pfosten/Staketen/Gräbchen (Arbeitsstand Dezember 2006).


Die Stratigrafie der Toranlage

Das „Steintor“ löste wahrscheinlich ein älteres Holztor einheimischer Bautradition ab und nutzte die bestehende Schneise bzw. Öffnung im Wall. Von zwei großen Pfostengruben (Abb. 7.1), die anscheinend im antiken A-Horizont und nicht wie die übrigen Pfosten in der Torverfüllung eingetieft sind, dehnt sich die westliche fast bis an die Kernmauer der Westwange aus. Weil die Westwange nicht ganz geradlinig verläuft und die Kernmauer leicht verzogen ist, entstanden Zweifel, ob hier tatsächlich eine ältere Pfostengrube unter die Mauer zieht. Eine zweite, korrespondierende Pfostengrube liegt allerdings eindeutig unter den beiden Quadern des o. g. Mauerrestes (vgl. Abb. 7.7).

Der von den beiden Wangen umschlossene Torraum wurde offenbar intentionell verfüllt. Die Torverfüllung ist nur wenig gegliedert und liegt sowohl auf dem antiken A-Horizont als auch auf einer dünnen Brandschicht über einer schmalen Planierung, auf der Teile der Mauersockel und auch der Wall errichtet sind. Die Verfüllung ist in der Tormitte am besten erhalten und reduziert sich kontinuierlich, so dass sie weder am Nord- noch am Südrand des Tores erhalten ist. Dort liegt die neuzeitliche Pflasterung direkt auf dem antiken Humus. Es fällt auf, dass jede Spur der Fahrbahn - aber auch des Bauhorizontes - fehlt, die der Torkonstruktion entsprechend ungefähr in Höhe der Mauerunterkanten verlaufen müsste. Denn auf diesem Niveau liegt einiger Mauerversturz, der sicherlich das Ende des „Steintores“ anzeigt. Weil Fahrspuren und andere Hinweise auf die entsprechenden Nutzungshorizonte fehlen, könnte nach anderer Auffassung die dem „Steintor“ entsprechende Fahrbahn über planierten Untergrund und ungefähr in Höhe der neuzeitlichen Pflasterung verlaufen.

Die Torwangen waren vermutlich innerhalb einer großen Baugrube in den bereits bestehenden Wall(?) im Westen und im Osten in die Brandschichten und Planierungen einer (nur wenig) älteren Siedlung gesetzt worden. Zwei schmale, homogen verfüllte Gräbchen verlaufen jeweils an den Außenschalen der Torwangen.
Die Baugrube schneidet zwar die jüngste der Brandschichten einer nur wenig älteren Siedlung, wird aber sowohl vom (jüngeren) Wall als auch den beiden an die Ostwange angesetzten Mauern (Abb. 7.5, 9) sowie der Quermauer an der Westwange überlagert (Abb. 7.9).
Die Ostwange steht auf dem dritten (untersten) Brandhorizont. Den jüngsten Brandhorizont datieren in Alb-Hegauer-Tradition verzierte Keramik und ein Bandohrring (Ha D1). Der horizontale Verlauf, der teilweise zu einer einzigen, nicht differenzierbaren Schicht zusammengepressten, zum Teil durch Planierungen klar in drei Horizonte getrennten Brandschichten ist wegen der im Torbereich unterschiedlichsten Überlieferungsbedingungen sehr kompliziert. Wie auch ein gut erhaltener, mehrfach erneuerter Kuppelofen (Abb. 7,14) knapp östlich des Tores zeigt, wurden die jüngsten Siedlungshinterlassenschaften rasch vom Wall überdeckt. Naturgemäß waren weder die Ofenkuppel noch die Brandschicht langlebig: ungünstige Witterungsverhältnisse, Bewuchs, Laub oder menschliche Aktivitäten etc. hätten sie ebenso wie natürliche Bodenbildungs-Prozesse rasch beeinträchtigt oder verändert. Damit liegt wieder der schon von H. Reim während der Grabung des Jahres 2000 beobachtete Fall vor, dass die jüngste Brandschicht rasch überdeckt worden war.

Noch älter als diese Brandschichten sind Siedlungsspuren, die unter dem Wall und vom antiken Humushorizont aus eingetieft zu Tage kamen. Auffallend ist, dass ein Gräbchen, große Pfostengruben und Staketenzäune exakt so wie der Wallverlauf und wie das „Steintor“ orientiert sind. Dagegen weichen die vom Wall umschlossenen Siedlungsspuren (Ha D3) deutlich (um 20°) von der NW/SO-Ausrichtung der Mauersockel ab.

Mehrere große und kleine Pfostengruben sowie ein langes Gräbchen (Abb. 7.10-12) waren dann in die Verfüllung des aufgegebenen „Steintores“, aber auch - von unterschiedlichen Horizonten aus - direkt in die östliche Wange eingetieft worden (Abb. 7.11). Das auffallend tiefe Gräbchen (Abb. 7.10), möglicherweise ein Fundamentgraben für eine Bohlenwand, durchschneidet den inneren östlichen Querriegel. Sein Grabenkopf ist wie auch derjenige des rechtwinklig dazu verlaufenden Gräbchens mit großen Kalkplatten ausgesteift, die wohl als Keilsteine dienten. Obgleich sämtliche jüngere Befunde in der Torverfüllung stratigrafisch nur in ihrem Verhältnis zu einander bestimmbar sind, ergeben sich noch mindestens drei weitere (Holz-)Torphasen. Das neuzeitliche Kieselpflaster überschneidet nämlich sämtliche Eingrabungen in der Torverfüllung; sie sind erst unterhalb dieses Horizontes erhalten. Selbst wenn die jüngeren Eingrabungen noch Reparatur- oder Umbauphasen zugewiesen werden, müsste in jedem Fall die Richtung der Fahrbahn, die ursprünglich von den Querriegeln begrenzt und daher konstruktionsbedingt durch die Tormitte verlief, sowohl in der horizontalen als auch in der vertikalen Richtung, d. h. in ihrer Höhe, vom ursprünglichen Verlauf erheblich abweichen. Im am besten erhaltenen Bereich, in der Tormitte, schließt eine Brandschicht aus Holzkohle die Torverfüllung nach oben ab. Der mehr als 5 cm dick angeziegelte Untergrund (Torverfüllung) zeigt, dass es sich um die Brandspuren einer jüngeren Holzkonstruktion handelt. Diese Brandschicht repräsentiert allerdings noch nicht die jüngste Torphase: Die schwarzkohlige Schicht war bogenförmig in eine auffallend tiefe Pfostengrube eingesunken. Eine jüngere Pfostengrube schneidet dann ihre zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht ganz verdichtete Verfüllung (vgl. Abb. 9). Diese Brandschicht bildet somit die Oberkante der erhaltenen, nicht der ursprünglichen Torverfüllung. Darauf liegt unmittelbar die neuzeitliche Pflasterung, so dass die Kiesel mit Holzkohle vermischt sind. Da es sich nachweislich nicht um die letzte Torphase handelt, ist das ursprüngliche Abtiefungsniveau und damit der Verlauf der jüngeren unter den antiken Wegeführungen aus einigen nur sehr flach erhaltenen Pfostengruben (z. T. 3-5 cm tief) zu erschließen. Sie müssen ebenso wie die Pföstchen in der nördlichen Ostwange von einer rund 40-50 cm höheren Oberfläche aus eingetieft worden sein.

Abb. 9: Die Brandschicht ist in die große Pfostengrube eingesunken, die dann von einer jüngeren Pfostengrube (rechts davon) abgeschnitten wird   [zoom]


Der Torkomplex weist eindeutig mehrere Bauphasen auf. Seine Entwicklung ist kompliziert und die Analyse dürfte aufgrund der eher ungünstigen Erhaltungs- und Überlieferungsbedingungen auch künftig mühsam bleiben. Die verschiedenen Torphasen scheinen aber die bewegte Besiedlungsgeschichte der frühkeltischen Heuneburg und ihres riesigen Umlandes zu spiegeln. Auffällig ist beispielsweise die Parallele zur scheinbar bewussten Abkehr von der fremdartigen Stein-Lehmziegel-Architektur auf der Heuneburg: Einige der jüngeren Befunde erwecken nämlich den Eindruck, dass sie das „Steintor“ geradezu durchpflügen. Um bloße Reparaturmaßnahmen der Mauersockel oder ihres Aufbaus wird es sich dabei wohl nicht handeln, weil der Abstand zu den Torwangen dafür zu groß scheint und sowohl in den jüngeren Eingrabungen als auch unter der Verfüllung des Torraums Steinmaterial mit bearbeiteten Quadern aus dem Mauerbereich liegt. Zur endgültigen chronologischen und kulturellen Bestimmung des „Steintores“ wird auch künftig auf ähnlich generelle Überlegungen nicht verzichtet werden können. Dies kann aber seine hervorragende Bedeutung und historische Dimension als überaus eindrucksvolles und ganz einzigartiges Kulturdenkmal von unschätzbarem Wert keineswegs schmälern.
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Die Vorburg-Grabungen

Die Vorburg um den Fuß der Heuneburg avancierte seit Hartmann Reims Bahn brechenden Ergebnissen der Jahre 2000 bis 2003 zur späthallstattzeitlichen Datierung zu einem wichtigen Faktor des komplexen Siedlungssystems aus Heuneburg, Vorburg, Außensiedlung und Südsiedlung. Seit 2004 wurden die Grabungen im Rahmen des Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft fortgesetzt. Zum Hauptanliegen der Arbeiten gehörten nun vor allem die Datierung der drei Gräben und des Außenwalls sowie die Untersuchung des Torbereiches neben dem Nachweis weiterer Baustrukturen innerhalb des Vorwerks.

Das nordwestlich der Alpen einzigartige Steintor und das mächtige Vorwerk konnte als monumentales Ensemble 2006 und 2007 in zwei Etappen mit den besten derzeit verfügbaren digitalen Methoden dokumentiert werden. Die dreidimensionale, steingerechte Aufnahme sämtlicher Maueroberflächen sowie von Wall und Graben erfolgte durch einen aufwändigen 3D-Laserscan (Abb. 1 [6,6 MB]; Durchführung Fa. Arctron, M. Schaich).
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Die Befestigungen

Der innere und der mittlere Graben
Die Untersuchungen der beiden Gräben (Abb. 2 I-II) um das Plateau überraschten schon zu Beginn der Grabungen 2004 und 2005 (Abb. 2 S1.S4.S10) mit ungewöhnlich detaillierten Ergebnissen zu ihrer Datierung. Dendrodatierte Hölzer und die Pfosten einer Brücke (Abb. 3) aus dem inneren Graben beim NO-Sporn (Abb. 2 I) stammen aus dem Zeitraum zwischen 589 und 577 v. Chr., einer der Brückenpfosten aus dem Jahr 578 v. Chr. (André Billamboz/Willi Tegel). Sie werden im Rahmen einer Freiburger Magisterarbeit ausgewertet. Nur ca. 40 cm über der Grabensohle lag die Scherbe einer um 540/530 v. Chr. hergestellten Amphore (Abb. 4 links). Der Graben stand demnach um 540/530 v. Chr. noch offen. Ein dritter, vom Grabungstechniker Harald Deniffel durchgeführter Grabenschnitt (Abb. 2 S14) ergab 2006 verblüffende Details zu den Verfüllungsprozessen. Eine Schicht aus Bruchholz war entstanden, als der Graben nicht mehr in Stand gehalten - die geologischen Verhältnisse sind dort sehr instabil – und etwa zur Hälfte verfüllt mit Buschwerk überwuchert worden war. Die Verfüllung des noch rund 4 m tiefen Grabens besteht etwa 2 m unter der heutigen Oberfläche aus einer Schicht rundlicher Kalksteine mit rot durchfärbten Hitzespuren. Sie stammen von der Verblendung der letzten, durch eine Brandkatastrophe vernichteten Befestigungsmauer der Heuneburg (Periode Ia). Geriefte Drehscheibenware bestätigt die Datierung dieser Verfüllschicht. Der Graben war – nach den datierten Bauhölzern an der Nordostspitze zu urteilen - während der älteren Späthallstattzeit entstanden (Ha D1). Bis mindestens um 530 v. Chr. – die Brücke bestand nicht mehr – war der Graben aber noch weitgehend offen. Durch die Nähe des inneren Grabenrandes zur Böschung gelang zudem der eindeutige Nachweis, dass die enorme Steigung der Burgflanken auf der Westseite nicht im Mittelalter sondern bereits zur Späthallstattzeit entstanden war.

Ein schmaler Schnitt am Nordwesthang erfasste 2004 den mittleren Graben (Abb. 2 II.S4). Auch seine Datierung in die Jahre 542 + 20 v. Chr. (André Billamboz/Willi Tegel) stammt von einem Holzpfahl auf seiner Sohle. Dieser Zeitraum ist mit der Entstehung des mittleren Grabens selbstverständlich nicht ohne weiteres gleich zu setzen, vielmehr liegt ein terminus post quem für die erhaltene Verfüllung vor. Die gewonnenen Daten zeigen aber, dass beide Gräben wohl gleichzeitig offen standen.
Abb.2: Vorburg-Befestigungen mit drei Gräben (I-III) und dem Außenwall nach Reim 2003 sowie den zwischen 2000 und 2007 untersuchten Flächen. Grün=   [zoom]


Abb. 3: Hölzer und Pfostengruben einer späthallstattzeitlichen Brücke beim NO-Sporn des Plateaus (Lage: Abb. 2 S1.10).   [zoom]
















Abb. 4a: Rand einer massailotischen Amphore aus dem inneren Graben.   [zoom]

Abb. 4b: Nachbildung einer Amphore von der Heuneburg   [zoom]








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Das Vorwerk

Der Graben
Vor dem Außenwall verläuft ein mächtiger Spitzgraben mit bis zu 8 m Tiefe und einer bis zu 14 m breiten Grabenkrone (Abb. 2 III). Wie mittlerweile mehrere Profilschnitte am Übergang Wall/Grabenrand zeigen, geht der älteste Wallteil ohne Berme direkt in den Graben über (vgl. Abb. 5
Abb. 5: Schnitt am stufenlosen Übergang vom Wall zum Graben (ohne Berme). Im Vordergrund Pfostengruben und längliche Spuren der Brücke vor dem Tor.   [zoom]
). Die Datierung des Vorwerks in die Späthallstattzeit bedeutete schließlich die Entdeckung der späthallstattzeitlichen Vorburg. Diese gelang Hartmann Reim schon zu Beginn der Grabungen im Jahr 2000 anhand der vom Wall bedeckten und daher vorzüglich erhaltenen Siedlungshorizonte. Wichtig ist vor allem die jüngste, im Bereich des Heuneburg-Parkplatzes (Abb. 2 A) nachgewiesene Brandschicht (Ha D1), die sich dort vom ersten Grabenaushub geschützt unversehrt erhalten konnte: Auch bodenkundliche Gutachten bestätigten, dass der an den Graben grenzende und damit älteste Teil des Außenwalls kurz nach Entstehung dieser Brandschicht errichtet worden sein musste (Ha D1). Der hakenartige Verlauf des Vorwerks ist seit 2003 durch insgesamt neun Schnitte bei der Südwestflanke des Plateaus und im Nordosten bis über den Wallstumpf hinaus erwiesen (vgl. Abb. 2). Schließlich ließ sich auch dieser heute noch im Gelände erhaltene Wallabschnitt klar dem vollständig verebneten Außenwall zuordnen. Lediglich seine Fortsetzung im zur Donau abschüssigen Gelände ist trotz aufwändiger geomagnetischer Messungen im Sommer 2007 weiterhin offen. Die Kenntnis des Grabenverlaufs ist für den Umfang der Vorburg-Siedlung aber unverzichtbar, so dass diese wichtige Frage 2008 mit kleinen, gezielten Baggerschnitten gelöst werden soll.



Abb. 6: Südrand des Grabens; drei Brückenpfosten zeichnen sich gegen den hellen, anstehenden Geschiebelehm ab.   [zoom]
Der äußere Graben war zwischen 2000 und 2003 bereits an drei Stellen von Hartmann Reim geschnitten worden (vgl. Abb. 2 III). Mit besonderen Ergebnissen, nämlich einer zweiten späthallstattzeitlichen Brücke, konnte aber 2007 im Bereich des Tores am Westrand des erhaltenen Wallstumpfes gerechnet werden. Bereits im ersten Planum kamen drei Brückenpfosten am südlichen, siedlungsseitigen Grabenrand (Abb. 6) direkt vor dem Tor zu Tage. Die Entsprechungen am nördlichen Grabenrand fehlen allerdings. Wegen des Verlaufs der beiden neuzeitlichen Kiessträßchen liegt heute der nördliche Grabenrand rund 1,5 m tiefer als der südliche (vgl. unten). Beim Ausbaggern des Grabens wurden systematisch die übrigen, sicherlich lückenhaft überlieferten Spuren der mindestens 6 m breiten und 14 m langen, hölzernen Brückenkonstruktion sowohl auf der Grabensohle als auch in der darüber liegenden Verfüllung und in den Grabenböschungen erfasst (Abb. 7; 11,16-17). Ein Eichenpfahl aus der Grabensohle entzog sich allerdings der Dendro-Datierung. Der nach Ost ansteigende Schichtverlauf rot verbrannter Kalksteine in der Grabenverfüllung (Abb. 8)
Abb. 7a: Standspur eines Brückenpfostens in der Pfostengrube   [zoom]
wies auf eine geringere Grabentiefe von ca. 4 m im Torbereich, die sich bei der abschließenden Untersuchung auch bestätigte. Diese auffällige Steinschicht ist durch Drehscheibenware und eine Fußzierfibel in die Endphase der späthallstattzeitlichen Besiedlung datiert
Abb. 7b: Längsschnitt durch eines der langrechteckigen Elemente der Brückenkonstruktion in der nördlichen Grabenböschung (=   [zoom]
(Ha D3). Von der Grabensohle stammen Scherben bemalter Ware (Abb. 9; Ha D1). Zwischen den verbrannten Kalken in der Grabenverfüllung, die der o. g. Verfüllschicht des inneren Grabens am Fuß des Heuneburg-Plateaus genau gleichen, lagen Fragmente von stark verbrannten Lehmziegeln (Abb. 10). Sie stammen vermutlich vom Torgebäude aus luftgetrockneten Lehmziegeln auf Steinsockeln entsprechend der Bauweise der Lehmziegelmauer und ihrer Türme auf der Heuneburg.











Abb. 8a: Grabenschnitt (Profil Nr. 203)   [zoom]

Abb.8b: Fläche an der westlichen Grabungsgrenze mit einer Schicht verbrannter Kalksteine und Lehmziegelfragmenten.   [zoom]



























Abb. 9: Bemalte Keramik von der Grabensohle.   [zoom]


Abb. 10: Stark verbrannte Fragmente luftgetrockneter Lehmziegel.   [zoom]


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Der Außenwall

Der Außenwall
Nicht weniger eindrucksvoll sind die Dimensionen des heute noch etwa 5 m hohen und an seiner Basis mehr als 20 m breiten Außenwalls. Ein rund 50 m langer Abschnitt des nördlichen Wallschenkels war der Verebnung zwischen 1804 und 1847 durch die Pächter der Domäne Talhof entgangen. Der nach den Wallplanierungen noch ca. 1 m hohe Wallrest besteht aus mindestens zwei siedlungsseitigen Wallerweiterungen, die durch abgeflossene, fast humose Wallpartien von einander getrennt sind (
Abb. 12: Profil (Nr. 56) entlang der westlichen Grabungsgrenze durch den verebneten Außenwall mit 1) intakter, späthallstattzeitlicher Oberfläche, 2) Rasensoden, 3) ältestem Wallabschnitt, 4) abgeflossener Wallschüttung und 5) erster Wallerweiterung.   [zoom]
Abb. 12,4). Der große Schnitt durch den erhaltenen Wallstumpf (Abb. 13) zeigt, dass der älteste, dem Graben am nächsten liegende Teil des Walls hügelartig ausgeprägt ist (Abb. 13,1
Abb. 13: Schnitt durch den erhaltenen Wallstumpf. 1) Ältester Wallteil. 2) Erste Wallerweiterung mit Palisade. 3) Jüngster Wallabschnitt (Ha D3).   [zoom]
; die Untersuchung des Walls ist noch nicht abgeschlossen). Die älteste Wallschüttung besteht aus dem beim Grabenaushub angefallenen Geschiebelehm. Dass es sich um den ältesten Wallabschnitt handelt, zeigt sich an der alten, intakten Oberfläche. Sie ist ausschließlich unterhalb des ältesten Wallabschnittes mit Spuren des ursprünglichen Bewuchses erhalten (Abb. 12,1). Zudem ist diese Wallpartie von der ersten siedlungsseitigen Erweiterung (Abb. 12,5) durch abgeflossene Schüttung getrennt (Abb. 12,4). Am erhaltenen Wallstumpf sind die einzelnen Erweiterungen vor allem an der nun annähernd horizontalen Ausrichtung der Wallschüttungen zu erkennen (vgl. z. B. Abb. 13,2-3). Der erweiterte und erhöhte Wall, der zum Steintor gehört, bildete anscheinend siedlungsseitig eine breite Rampe (vgl. Abb. 13,2). Auf der Wallkrone entstand eine mehrfach umgebaute Palisade (Abb. 13-14). Von ihrer jüngsten Phase sind die noch ca. 30 cm tiefen, mit rötlich verziegeltem Brandschutt verfüllten Pfostengruben und die Reste einer rötlichen Brandschicht erhalten (Abb. 14). Vor der letzten Ausbauphase war die offenbar verbrannte Palisade entfernt und die Wallkrone sowie die breite Rampe des alten Walls mit annähernd horizontalen, nun feinlehmigen Schüttungen vergrößert und erhöht
Abb. 14: Schnitt durch die Palisade des mittleren Walls (=   [zoom]
worden. Die letzte Ausbauphase des Walls ist durch Fibelspiralen und Drehscheibenware in den jüngsten Abschnitt der Vorburg-Besiedlung datiert (Ha D3). In den Schüttungen des jüngeren Wallteils reihen sich zylinderförmige Hohlräume und staketenartige Spuren zu regelmäßigen Strukturen (Abb. 10,2). Anstelle der Hölzer dünner Pfosten, Pfähle oder Stangen (Dm. ca. 10 bis 25 cm) hatten sich beim Zersetzungsprozess bis heute erhaltene Hohlräume gebildet (Abb.
Abb. 15: Hohlräume in der Wallschüttung. Sie waren beim Zersetzungsprozess der Hölzer einer faschinenartigen Wallbefestigung entstanden.   [zoom]
15). Wahrscheinlich handelt es sich um faschinenartige Stabilisierungen der Wallschüttungen, ähnliche Konstruktionen sind aus Grabhügeln bekannt.


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Das Kammertor

Der vollständige Grundriss des während der Grabung 2005 am Westrand des erhaltenen Wallstumpfes angeschnittenen Steintores zeigt (vgl. Abb. 11; 18), dass es sich um ein auch für mediterrane Maßstäbe monumentales, mehr als 16 m langes Kammertor handelt. Als Vorbilder kommen die etruskischen Stadttore z. B. von Tarquinia und vor allem das Kammertor des 7./6. Jh. v. Chr. von Roselle (Russellae) aus luftgetrockneten Lehmziegeln auf Kalksteinsockeln in Betracht.
Abb. 11   [zoom]





Heuneburg_Abb_018   [zoom]












Abb. 11: Gesamtplan der Befunde im Bereich von Wall, Graben und Tor sowie der an Wall und Tor angrenzenden Siedlungshinterlassenschaften. 1) Palisade mit Projektion der angeschnittenen Pfostengruben. 2) Hohlräume einer hölzernen Wallbefestigung. 3) Siedlungsspuren im Bereich des jüngsten Wallfußes. 4) Ha D-Straße von Gräbchen und Pfostengruben geschnitten. 6) Gräbchen für Pfosten jüngerer Holztore. 7) Gruben.8) Gräbchen. 9) Pfostengruben, die von den Gräbchen geschnitten werden (rot). 10) Pfostengrube teils von Westwange bedeckt. 11-12) Grube und Pfostengruben von Ostwange geschnitten.13) Älteste, von Wall bedeckte und wie das Steintor orientierte Siedlungsspuren.14) Brandschicht aus Holzkohle über stark angeziegelter Torverfüllung. 15) Kalkplatten als Befestigung einer Ha D-Straße durch das Tor. 16) Pfostengruben einer Brücke. 17) Rechteckige Eingrabungen als Teil der Brückenkonstruktion. 18) Reste eines Brückenlagers. 19) Den Profilen entnommener Wallfuß der einzelnen Wallabschnitte. 20) Gräbchen der Baugrube. 21) Mauerreste aus Quadern. 22) Mauerzungen in der Tormitte. 23) Verzahnter Querriegel wie (22. 24) Einzelner Quader des ergänzten Querriegels. 25) Jüngere Mauer einer Treppe auf den Wall. 26) Pfostengruben in der Ostwange. 27) Älteste Fahrbahn innerhalb des Tores. 28) Pfostengruben innerhalb des Tores (blau) 29) Jüngstes Gräbchen, schneidet 6) und Mauerzunge.
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Die Kiesstraße

Die Kiesstraßen und ihre Folgen
Aufgrund der Stratigrafie und durch zahlreiche Funde (grün glasierte Keramik, Hufnägel etc.) belegt, erwies sich die zunächst innerhalb des Tores nachgewiesene Kieselpflasterung rasch als neuzeitlich. Es handelt sich um zwei Kiessträßchen, die sich von Nordwest und West kommend vor dem Graben der Außenbefestigung vereinen, den verfüllten Graben überqueren, die Walllücke über dem hallstattzeitlichen Tor passieren und sich südlich des Tores wieder in Richtung Talhof und in Richtung Heuneburg spalten (vgl. Abb. 16
Abb. 16: Blick auf die freigelegten, mit Kieseln befestigten neuzeitlichen Sträßchen mit ausgeprägten Wagenspuren. Die Pflasterung liegt zum Teil direkt auf den Mauerkronen des Steintors.   [zoom]
).

Um die Erhaltung des Geländes beurteilen zu können wurde 2006 zunächst das Gebiet nördlich des Befestigungsgrabens und vor dem Außenwall (innerhalb der Grabungsgrenzen) untersucht. Dabei kam die Fortsetzung der beiden Sträßchen zu Tage. Der Verlauf dieser Pflasterungen entspricht der Geländeoberfläche zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das ursprüngliche, antike Geländerelief verlief außerhalb des Walls um bis zu einem Meter höher als heute. Zum anderen war die heutige Geländeform durch die Verebnung des äußeren Walls zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden. Diese Bedingungen betreffen besonders die Erhaltung des äußeren Grabens, der Brücke über den Graben, des Tores, der Wegeführung und auch der Siedlung südlich und südwestlich des Tores. Der südliche, siedlungsseitige Grabenrand schneidet rund 1 m unterhalb der heutigen Oberfläche den späthallstattzeitlichen A-Horizont. Der nördliche, feldseitige Grabenrand liegt dagegen etwa 2,5 m unter der modernen Oberfläche und damit knapp 1,5 m tiefer als der südliche. Somit kann auch die späthallstattzeitliche Straße, die selbstverständlich durch das Tor und die Brücke begründet vorauszusetzen ist, sowohl feldseitig als auch siedlungsseitig nicht mehr erhalten sein. Das gleiche gilt für die vom ältesten Wallteil geschützten Siedlungsspuren nordöstlich des Tores (Abb. 2 S11; 11,13). Sie zeigen, dass die Vorburg-Bebauung vor dem ältesten Wallteil entstanden war und sich nicht am Wallverlauf orientierte. Auch Siedlungsspuren können aufgrund der geschilderten Verhältnisse nördlich des Vorwerks nicht mehr erhalten sein. Die südwestliche Quermauer am Ausgang zur Siedlung fehlt mit Ausnahme eines einzigen Quaders (Abb. 11,24). Diese Mauerzunge - das südöstliche Pendant ist erhalten - dürfte bereits dem Bau der sicherlich Jahrhunderte alten Kiesstraße zum Opfer gefallen sein. Dies gilt auch für ein drittes, freilich hypothetisches, feldseitiges Mauerzungenpaar an der Nordgrenze der Steinsockel. Die neuzeitliche Pflasterung verläuft nämlich im südwestlichen und im nördlichen Torteil jeweils am tiefsten, sie unterschreitet zum Teil sogar um bis zu 0,6 m die Mauerunterkanten der Kalkstein-Sockel. Während die Torsockel im Süden scheinbar um etwa 2,4 m über den Wallfuß hinausragen, erreicht unter den geschilderten Bedingungen die feldseitige Nordgrenze der Torwangen – die ursprüngliche Sockellänge ist nicht erhalten - den nördlichen Wallfuß heute nicht mehr ganz.

Die Recherchen Franz Kanzlers im Staatsarchiv Sigmaringen erbrachten 2006 eine bislang unbekannte, in den Jahren um 1800 entstandene Kartierung der Talhof-Liegenschaften mit den alten Wegen und dem intakten Wall (Abb. 17
Abb. 17: Um 1800 angefertigte Kartierung der Talhof-Liegenschaften. Der noch intakte Wall ist als brauner Haken abgebildet. Durch die alte Walllücke (Pfeil) führt das um 1825 nach Westen verlegte Sträßchen.   [zoom]
). Die Karte präzisierte die mit archäologischen Mitteln erzielte Datierung der beiden neuzeitlichen Sträßchen. Nach der Säkularisierung – der Talhof gehörte zu den Besitzungen des Klosters Heiligkreuztal – waren nämlich die Pächter der königlichen Domäne zur Mehrung der Ackerflächen durch die Verebnung der Vorburg-Befestigungen vertraglich verpflichtet. Den Akten zu Folge hatte sich das Gelände um die Heuneburg bis 1847 drastisch verändert. Die Grabensenken waren aufgefüllt, der Außenwall fast vollständig verebnet und das Wegesystem ungefähr um 1825 aus der uralten Walllücke in den Bereich des heutigen Zufahrtsträßchens zum Talhof verlegt worden. Jüngere Karten aus der Zeit um 1830 bilden die bereits verlegte Straße ab. Das vollständig frei gelegte Tor zeigte schließlich, dass die Kiesstraße vor allem im Bereich der Ostwange (vgl. Abb. 16) unmittelbar über die Mauerkronen der Kalksteinsockel führte. Demnach lagen die Mauerkronen der Torsockel vor der Wallverebnung zu Beginn des 19. Jahrhunderts sichtbar an der Oberfläche. Somit konnte der Talhof-Pächter das Steintor ohne großen Aufwand „ausgraben“, wie 1827 Johann Daniel Georg Memminger in den Oberamtsbeschreibung Riedlingen berichtet: „Dieser Hügel [="""" Heuneburg-Plateau, Verf.] ist noch mit dreyfachen Verschanzungen umgeben, in welche man durch ein Thor eintritt, welches erst jüngst vom Pächter des Thalhof ausgegraben worden ist“. Diese „Grabungen“ verursachten vermutlich die großen Lücken in den Mauerschalen der Westwange und die massiven Störungen in ihrer Kernmauer.

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Die Konstruktionstechnik des Tores

Das Baumaterial und die Konstruktion der Mauersockel
In Lehm gesetzte, 1,3 m starke Zweischalenmauern bilden die Elemente der imposanten mehr als 16 m langen Torkonstruktion. Die „Schalen“ aus teils sorgfältig behauenen Quadern und Kalkblöcken sowie einigen Blöcken aus blaugrauem Molasse-Sandstein umschließen die Kernmauer. Das Füllmauerwerk unterscheidet sich von demjenigen der mächtigen Sockel der Lehmziegelmauer auf der Heuneburg. Es besteht dort aus unterschiedlichsten Materialien und umfasst von Schlagsplitt bis zu großen Kalkplatten sämtliche Formen und Größen. Im Falle des Vorburg-Tores sind dagegen etwas mehr als handtellergroße Kalkstein-Platten waagrecht und dicht in feinen, homogenen Lehm geschichtet (z. B. Abb. 18). Trotz der erstaunlichen Vielfalt des Baumaterials stammen die Kalke wie im Falle der Lehmziegelmauer jeweils aus nur wenige Luftkilometer entfernten Aufschlüssen. Auch die blaugrauen, tertiären Molasse-Sandsteine stehen unter dem Geschiebelehm an (erneute Bestimmung des Steinmaterials durch den Geologen Josef Merkt). Mit den Mauersockeln auf der Heuneburg verbinden die Toranlage aber typische technische Merkmale und auffällige Konstruktionsdetails. Dazu gehört z. B. kleinteiliges Steinmaterial zum Ausgleich großer Fugen zwischen den variantenreich zugerichteten Quadern und den Kalkblöcken der Mauerschalen. Läufer, Binder und die Stoßfugen sind nicht verschränkt, sie liegen häufig genau übereinander (z. B. Abb. 18). Wie bei den Sockeln für die Lehmziegelmauer wurde anscheinend lediglich in der Längsrichtung der Mauer die einheitliche Höhe der einzelnen Steinlagen angestrebt. Zudem entspricht die Mauerstärke um 1,3 m den Sockeln für die Rechtecktürme der Lehmziegelmauer auf der Heuneburg. Die Längsachse der achsialen Toranlage verläuft rechtwinklig zum Wall und durchquert diesen auf dem kürzesten Weg.

Die Stratigrafie des Steintores
Der gesamte Torbereich erwies sich trotz der reduzierten Erhaltung als ausgesprochen komplex: Allein das Steintor weist mindestens zwei Bauphasen auf. Die an die Ostwange gesetzte Parallelmauer ohne Innenschale und mit getreppter Unterkante (Abb. 19
Abb. 19: Blick von SO auf die jüngeren, an die Ostwange angesetzten Mauern und den Kuppelofen in der jüngsten Brandschicht. Im Hintergrund, zwischen den Torsockeln, Längsprofil mit neuzeitlicher Pflasterung auf der Oberkante.   [zoom]
) überlagert die Baugrube. Nach Meinrad Filgis handelt es sich wohl um den Unterbau einer Treppe, die auf den Wall bzw. in das Torhaus führt. Dieselbe Stratigrafie weisen die beiden wallseitigen Mauerreste auf, die an der Ostseite aus einer nur (noch) einfachen Quaderlage, an der Westseite aus Versturz bestehen (Abb. 11,21). Auch sie liegen jeweils über den Gräbchen der Baugrube (Abb. 11,20
Abb. 20: An den östlichen Torsockel anschließende, durch Wallschüttung getrennte Siedlungshorizonte. 1) Antiker Humus. 2)-3) Zweite Brandschicht auf Geschiebelehm (=   [zoom]
). Den beiden Mauerresten – sie weisen die geringste Distanz zum Wall auf - kommt eine Schlüsselrolle bei der Frage zu, in welcher Weise das Torgebäude aus luftgetrockneten Lehmziegeln an den Wall grenzte. Hier treffen in Form des Stein-/Lehmziegelbaus einerseits und des reinen Erdwalls andererseits zwei grundverschiedene, letztlich kaum vereinbare Bauprinzipien aufeinander. Besonders Rekonstruktionsversuche der Tor-/Wallsituation und des Torgebäudes unterstreichen dieses Problem. Die bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts frequentierte Walllücke führte vermutlich zur Abtragung des Walls am Rand des Steintors.

Ein hölzernes Torgebäude hätte wohl Pfostengruben oder andere Hinweise auf eine Holzkonstruktion in den Mauersockeln hinterlassen müssen. Jedenfalls wären für eine Rahmen- aber auch für jede andere Holzkonstruktion die nordwestlich der Alpen einzigartigen und in der Späthallstattzeit überaus exotischen Mauersockel keineswegs vonnöten.



Abb. 21a und b: Gruben N der beiden Grabenköpfe (=   [zoom]
Abb. 21b   [zoom]









Die Baugrube
Das Steintor war vermutlich in eine große Baugrube gesetzt worden. Ihr Rand ist in Form zweier Gräbchen an den Außenseiten der Torsockel erhalten (Abb. 11,20). Die Schichtsequenz der Torverfüllung zwischen den beiden Mauersockeln unterscheidet sich nämlich grundlegend von den wallseitig an das Tor angrenzenden Horizonten (vgl. Abb. 20). Die Baugrube war dabei von der dritten, durch einen Bandohrring und Keramik Alb-Hegauer Tradition datierten Brandschicht aus eingetieft worden (Abb. 20,6). Dies bedeutet auch, dass der Bereich zwischen den beiden Torwangen intentionell verfüllt worden war. Die Torverfüllung liegt direkt unter der neuzeitlichen Kiesstraße. Am besten erhalten hatte sie sich deshalb im Bereich bei den beiden Quermauern ungefähr in der Tormitte. Dort verläuft die neuzeitliche Kiesstraße schließlich auf ihrem höchsten Niveau und beeinträchtigt damit die hallstattzeitlichen Schichten am wenigsten (vgl. z. B. Abb. 18-19).
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Vorgängertoranlagen

Jüngere Holztore
Vier Gräbchen, Gruben sowie mehrere große und kleine Pfostengruben waren dann offenbar von unterschiedlichsten Oberflächen aus in die mit Mauerversturz durchsetzte Verfüllung zwischen den Torwangen innerhalb des bereits aufgegebenen Steintores eingetieft worden (Abb. 11,6-12.26.28). Eine große und drei kleine Pfostengruben sind direkt in die östliche Torwange eingegraben (Abb
Abb. 26: Pfostenbauten der Vorburgsiedlung. Gleiche Farben stehen für gleiche Baufluchten.   [zoom]
. 11,26). Die große Pfostengrube durchschlägt dabei sowohl das Gräbchen der Baugrube als auch die Außenschale der Ostwange. Es handelt sich demnach eindeutig um eine Störung des Torsockels, nicht um ein Konstruktionselement oder eine Ausbesserung des Mauersockels. Wahrscheinlich entspricht das Abtiefungsniveau der Pfostengrube bzw. die den Gräbchen und der Pfostengrube zugehörige Ober-/Lauffläche - wie auch die erhaltenen Laufflächen in der Tormitte zeigen - ungefähr der heute überlieferten Höhe des Mauersockels: Ein scheinbar störender Quader der Innenschale wurde im Gegensatz zu Kernmauer und Außenschale nämlich nicht durchbrochen und entfernt, sondern passend zur Grubenform zugerichtet (Bestimmung Josef Merkt). Auch dies setzt die zugehörige Oberfläche ungefähr auf Höhe der heutigen Mauerkronen voraus. Von derselben Oberfläche aus könnten auch die beiden parallelen Gräbchen mit ihrem rechtwinklig dazu verlaufenden Pendant (Abb. 11,6.8) und eine tiefe Pfostengrube am inneren Querriegel stammen. Das östliche, mehr als 0,7 m tiefe Gräbchen (Abb. 11,6) durchschlägt die innere, östliche Mauerzunge (Abb. 11,22), überlagert mehrere Pfostengruben (Abb. 11,9.11) und wird von einem jüngeren, seichten Gräbchen sowie mehreren Pfostengruben geschnitten (Abb. 11). Vermutlich handelt es sich um parallele Fundamentgräben für die massiven Bohlenwände eines Holztores. Große Kalkplatten steifen den südlichen Grabenkopf des östlichen Gräbchens aus. Das gleiche ungewöhnliche Detail, einen mit Kalkplatten ausgekleideten Grabenkopf, weist auch das rechtwinklig dazu verlaufende dritte Gräbchen auf (Abb. 11,8). Die gemeinsamen Merkmale der drei Gräbchen lassen darauf schließen, dass sie gleichzeitig entstanden waren.


Abb. 28a: Eiserner Stabanhänger und Haarnadeln mit Kugelkopf aus Bronze.   [zoom]













Obgleich nur das relative Verhältnis sämtlicher Eingrabungen innerhalb der Torsockel bestimmbar ist, ergeben sich nach dem Zeitpunkt der Verfüllung und nach der Aufgabe des Steintors noch mindestens drei weitere Bauphasen und insgesamt vier verschiedene Lauf-/Oberflächen (Abb. 22,2-5). Es handelt sich bei den Gräbchen, Gruben und Pfostengruben in der Verfüllung um die Spuren jüngerer Torkonstruktionen in Holzbauweise. Das ursprünglich unterschiedliche Abtiefungsniveau dieser Eingrabungen, d. h. die jeweils zeitgenössischen Laufhorizonte, erschließt sich lediglich über ihre unterschiedliche Tiefe. Bei einigen nur sehr flach erhaltenen Pfostengruben beträgt diese z. T. 3 bis 5 cm, bei den tiefsten bis zu 1,10 m. Weil generell eine Mindesttiefe für Pfostengruben anzunehmen ist, müssen sie vermutlich ebenso wie z. B. die Pföstchen im nördlichen Teil der Ostwange (Abb. 11,26) von einer mindestens 30 bis 50 cm höheren Oberfläche aus eingetieft worden sein. Demzufolge war das Niveau der entsprechenden Ober-/Laufflächen im Torbereich immer wieder verändert worden. Dies bedeutet, dass sowohl mit Abtragungen als auch umgekehrt mit der Aufhöhung des Torbereiches durch Planierungen zu rechnen ist. Die Annahme, dass mit der Tieferlegung einer Lauffläche auch ältere Laufhorizonte/Oberflächen entfernt worden waren, scheint nahe liegend. Die sehr flachen Pfostenreste, die eingeschränkte Erhaltung der Brandschicht und der übrigen Oberflächen in der Tormitte zeigen deutlich, dass die neuzeitliche Kiespflasterung nicht nur die oben geschilderten Störungen verursacht, sondern dass innerhalb des Tores auch späthallstattzeitliche Oberflächen und sicherlich weitere Pfostengruben fehlen. Zudem stehen einige Pfostengruben und Gräbchen, die in die Verfüllung des Torraumes eingetieft sind, „im Weg“. Sie liegen im Bereich der ältesten Fahrbahn des Steintores. Sie ist auf Höhe der Mauerunterkanten in der Tormitte nachgewiesen (vgl. Abb. 22,3; 11,27). Dies lässt auf Richtungsänderungen und die Verlegung des Fahrweges innerhalb der durch das Tor entstandenen Walllücke schließen. „Im Weg“ liegen auch eine Pfostengrube und ein kleines Grubenhaus mit Drehscheibenware der Siedlung südlich des Tores (Abb. 11,3).
Abb. 28b: Fein geriefte Ummantelung aus Bronze (Länge ca. 5 cm), vermutlich eines Holzstiels oder -griffs; wahrscheinlich Importfund aus der auffallend fundreichen Verfüllung des äußeren Spitzgrabens.   [zoom]
Abb. 22: Späthallstattzeitliche Straßenoberflächen (von links oben): 1) ältere von zwei Straßen in der Siedlung (=   [zoom]



























Ein älteres Holztor?
Jeweils unterhalb der Sohle der drei Gräbchen (Abb. 11,6.8) kamen Pfostengruben zu Tage, die sich nach Form, Größe und Verfüllung auffallend gleichen (Abb. 11,9). Sie sind älter als die Gräbchen und werden von diesen jeweils gekappt. Ihr stratigrafisches Verhältnis zu den ältesten Eingrabungen innerhalb des Tores ist aber nicht bestimmbar. Älter als das Steintor sind eine große Pfostengrube (Abb. 11,10) teils unter der Westwange, eine weitere Grube (Abb. 11,11) sowie zwei kleine Pfostengruben (Abb. 11,12) unterhalb der Ostwange. Diese Eingrabungen verbindet auch der Umstand, dass in ihrer Verfüllung der Versturz fehlt. Sie könnten demnach von einem Vorgänger-Holztor stammen. Allerdings unterscheiden sie sich stratigrafisch nicht von den Siedlungsspuren, die östlich des Tores und unterhalb der ältesten Wallpartie zu Tage kamen (Abb. 11,13).

Späthallstattzeitliche Straßen
In der Tormitte, zwischen den beiden Mauerzungen, die den 7 m breiten Torraum auf einen rund 2,5 bis 2,6 m breiten Durchlass verengen, sind noch vier verschiedene Lauf-/Oberflächen der Späthallstattzeit überliefert (Abb. 22,2-5). Die älteste liegt etwa auf Höhe der Mauerunterkanten der Steinsockel, unter der Torverfüllung und über dem antiken Humushorizont (Abb. 10,27; 22,3). Die mikroskopische Untersuchung der schwarzbraunen, dünnen Oberfläche vor Ort durch Elske Fischer ergab, dass es sich um organische Substanz handelt, Zellstrukturen ließen sich allerdings nicht mehr bestimmen. Diese Oberfläche gehört wahrscheinlich zum Steintor und war anscheinend mit Kieseln befestigt. Den jüngeren Holztoren ist eine Brandschicht aus verkohlten Hölzern und mit stark angeziegeltem Untergrund zuzurechnen. Sie wird direkt von der neuzeitlichen Kiestrasse überlagert (Abb. 11,14; 22,5). Diese Brandschicht bedeckt eine ältere Lage aus kleinen Kalkplatten, die wohl der Befestigung einer weiteren Lauffläche oder Straße gedient hatte (Abb. 11,15; 22,2). Der dichte, feinkiesige Belag der jüngsten Oberfläche (Abb. 22,4) innerhalb des Tores ist auf einer kleinen Fläche und nur dort erhalten, wo sie über der o. g. Brandschicht in die noch nicht verdichtete Verfüllung einer großen, 1,1 m tiefen Pfostengrube eingesunken war und an dieser Stelle der Zerstörung durch die neuzeitliche Kiestrasse entgehen konnte.
Abb. 27a: Fragment einer schwarzfigurigen Oinochoe.   [zoom]

Abb. 27b: Fibeln aus der Endphase der Vorburg-Besiedlung.   [zoom]












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Die Vorburgbebauung

Die Bebauung der Vorburg
Im Zuge der späthallstattzeitlichen Erweiterungen des Vorburg-Walls (vgl. Abb. 13,2-3) war eine komplexe Schichtenfolge chronologisch unterschiedlicher Siedlungshorizonte entstanden. Vom Wall waren jeweils Siedlungsschichten überdeckt worden und über dem neuen Wallfuß entstanden wieder jüngere Schichten (Abb. 23)
Abb. 23: Ausschnitt des Profils durch den jüngsten Wallfuß westlich des Tores, der von Planierungen, späthallstattzeitlichen Oberflächen, Pfostengruben und Gräbchen überdeckt wird.   [zoom]
. Die Erhaltungs- und Überlieferungsbedingungen aber auch die Voraussetzungen zur Datierung der Siedlungsspuren unterscheiden sich deshalb in den bislang untersuchten Flächen von Areal zu Areal grundlegend. Unter dem Schutz des ältesten Walls sind noch der hallstattzeitliche Al-Horizont, d. h. ein grau-lehmig lessivierter Humus, samt den ältesten Siedlungshinterlassenschaften als die älteste der überlieferten späthallstattzeitlichen Oberflächen im allgemeinen hervorragend erhalten (Abb. 12; 24
Abb. 24: Ostprofil des erhaltenen Walls. 1) Älteste Brandschicht und 2) große Pfostengrube unter dem ältesten Teil des Walls.   [zoom]
). So kam z. B. im Bereich des Parkplatzes (Abb. 2 A) ein mehrphasiger Schwellriegelbau mit Lehmfußboden zu Tage. Dort war im Jahr 2000 anscheinend der dem Graben am nächsten liegende und damit der älteste Teil des Walls angeschnitten worden. Zu dem 7,6 m x 4 m großen Gebäude gehört eine mehrfach erneuerte, mit Kalk- und Kieselsteinen unterfütterte Herdstelle. Diese Rollierung überdeckte die Schädelkalotte eines 30- bis 40jährigen Mannes. Bronzen und das Keramikspektrum aus den Siedlungshorizonten, darunter z. B. Bogenfibeln sowie eine Kropfnadel mit Keulenkopf und Keramik Alb-Hegauer Tradition bis zum Fragment eines bemalten Hochhalsgefäßes, entsprechen der Periode IV der Heuneburg (Ha D1).
Im Osten schließt sich an den Torsockel eine Schichtsequenz aus drei Brandschichten an (Abb. 2 S11; 20). Die älteste besteht aus sehr dünnen, kohligen Straten (Abb. 24,1). Sie ist außerdem im westlichen Teil innerhalb des Tores, auf einer kleinen Fläche östlich des Tores und unter dem ältesten Wallteil direkt über dem antiken A-Horizont erhalten. Diese Brandschicht ist stratigrafisch gleichzeitig mit den ältesten Siedlungsspuren, die ausschließlich im alten A-Horizont eingetieft zu fassen sind (Abb. 11,13; 24,2). In den übrigen Arealen folgt über diesem Horizont eine dünne, helle Schicht als Unterlage für die zweite Brandschicht (Abb. 20,2-3). Eine dritte Brandschicht (Abb. 20,4) ist von der zweiten wiederum durch eine fast einen Meter mächtige Schicht aus Geschiebelehm - vermutlich der Fuß des ältesten Wallabschnittes - getrennt (Abb. 20,5). Der Verlauf der Siedlungsschichten erscheint zunächst verwirrend, weil diese nur in Ausschnitten östlich des Tores und nicht unterhalb der gesamten, weil chronologisch keineswegs einheitlichen Wallbasis erhalten sind. Die chronologisch unterschiedlichen Wallpartien verursachen den Eindruck, die oberste, d. h. die dritte Brandschicht, spalte sich ungefähr auf Höhe des abgebildeten Profils (vgl. Abb. 25
Abb. 25: Verlauf der Brandschichten im erhaltenen Wall östlich des Tors. 1) Zweite Brandschicht, auf der das Steintor steht. 2) Dritte Brandschicht.   [zoom]
) und etwa ab der Tormitte in südlicher Richtung in zwei weitere Brandhorizonte, die von einander durch eine ca. 10 bis 15 cm dicke, gelb-lehmige Schicht getrennt sind. Im nach Osten ungefähr bei der Tormitte an den Mauersockel anschließenden Profil erscheinen diese Brandschichten allerdings wieder als einheitliche Schicht (Abb. 25 Mitte). Die jüngste Brandschicht wurde auch dort nur kurz nach ihrer Entstehung vom Wall überdeckt wie ein mehrfach erneuerter Kuppelofen knapp östlich des Tores zeigt. Naturgemäß waren nämlich weder die zum Teil erhaltene Ofenkuppel noch die offene Brandschicht beständig und langlebig: Ungünstige Witterungsverhältnisse oder Bewuchs hätten sie ebenso wie natürliche Bodenbildungsprozesse rasch beeinträchtigt. Damit liegen diejenigen Verhältnisse vor, die Reim bereits bei der Untersuchung des Walls im Bereich des Heuneburg-Parkplatzes (Abb. 2 A) beobachtet hatte. Dass es sich bei der obersten Brandschicht um eine Oberfläche und nicht um einen zufällig entstandenen Teil der Wallschüttung handelt, zeigt der angeziegelte Untergrund. Bislang ist dieser aber lediglich auf einer kleinen Fläche am östlichen Torrand nachgewiesen. Es handelt sich zudem um diejenige Lauf-/Oberfläche, von der aus die Baugrube (Abb. 11,20; 20,6) für das Tor abgetieft und die Torsockel gebaut worden waren. Dieser Brandhorizont ist durch einen Bandohrring und Keramik Alb-Hegauer Tradition datiert (Ha D1).

Südwestlich des Tores ist über dem Fuß des jüngsten Wallabschnittes eine Schichtenfolge aus Planierungen und auch einzelnen Lauf-/Oberflächen erhalten (Abb. 23). Die dort nachgewiesenen, dicht erhaltenen Siedlungsspuren umfassen aber nicht nur Gräbchen, Gruben, Pfostengruben und Ofenreste sondern auch zwei, durch eine sterile Sandschicht getrennte Kiespflasterungen (Abb. 11,4; 22,1). Ein Gräbchen und Pfostengruben, die diese Pflaster schneiden (Abb. 11,5), belegen nicht nur die spätere Überbauung des Areals; es könnte sich sogar eine planmäßige Umgestaltung der Siedlungsstruktur andeuten. Die Pflasterungen sind älter als die jüngste Wallerweiterung und bilden wohl eine etwa ONO-WSW und ungefähr parallel zum Wall verlaufende Straße knapp westlich des Torausgangs. Diese war anscheinend nicht nur erneuert, sondern im Laufe der Späthallstattzeit aufgegeben und verlegt worden.

Auch am Südrand der rund 2500 m2 großen Fläche (Abb. 2 S8) hatte sich unterhalb der jüngsten, siedlungsseitigen Wallpartie eine komplexe Schichtenfolge erhalten. Das daraus geborgene Fibelspektrum umfasst Hörnchen-, Schlangen- und Fußzierfibeln. Sie teilen die Schichtenfolge, die dort wahrscheinlich unterhalb der Basis des jüngsten Wallabschnitts erhalten ist, in einen älteren und einen jüngeren Siedlungsabschnitt. Die horizontale Ausdehnung der einzelnen Siedlungshorizonte ließ sich aber wegen ihrer geringen Mächtigkeit und wegen ihrer gleichartigen Morphologie nicht trennen. Das Abtiefungsniveau der dichten Siedlungsspuren, d. h. die jeweiligen Oberflächen zu den einzelnen Gräbchen, Gruben etc., ist deshalb nicht mehr differenzierbar. - Die mehrphasigen Trauf-, Zaun- und Pfostengräbchen begrenzen z. T. einzelne Hausplätze mit verschiedenen Baufluchten. Sämtliche Aufschlüsse zwischen dem mittleren und dem äußeren Graben ergaben mit Ausnahme der vom älteren Wallabschnitt bedeckten Befunde hauptsächlich mehrphasige Strukturen der jüngeren Späthallstattzeit (Ha D2/3). Die Pfostengruben lassen sich zum Teil zu Gebäuden ergänzen. Ein einfacher Pfostenbau misst z. B. rund 5 x 7 m. Dieser Haustyp ist mehrfach vertreten und gehört anscheinend zu einer Phase mit dichter Bebauung (vgl. Abb. 26). Dass mit den jüngeren Siedlungsaktivitäten die ältere Besiedlung überprägt und wohl auch weitgehend zerstört worden war, zeigen vor allem einige chronologisch nicht ganz homogene Fundkomplexe. So treten z. B. mehrfach Fußzierfibeln (Ha D3) mit älteren Fibeltypen, darunter Bogen- und Schlangenfibeln (Ha D1/2) auf. Die Orientierung eines Gräbchens, großer Pfostengruben und zweier Staketenreihen von Zäunen, die ca. 3 m nordöstlich des Tores unter dem ältesten Wallabschnitt zu Tage (Abb. 2 S11; 11,13) kamen, stimmt exakt mit derjenigen des Steintores überein. Sie gehören zur ältesten, späthallstattzeitlichen Besiedlung der Vorburg. Dagegen weichen die meisten vom Wall umschlossenen Siedlungsspuren (z. B. Abb. 26; Ha D2/3) erheblich (um 20°) von der NW/SO-Ausrichtung der Mauersockel ab. Weitere Grabungen des nach Osten an das Tor anschließenden Wallbereichs sind 2008 vorgesehen. Die ungewöhnlich gute Erhaltung unterhalb des Walls lässt eine differenzierte Stratigrafie der älteren Späthallstattzeit (Ha D1) und damit der ersten eisenzeitlichen Siedlungsphasen der Vorburg erwarten.

Die mit einem schmalen Schnitt erschlossene Bebauung des Nordwesthangs (Abb. 2 S4) wird von einer teils mehr als 1,5 m mächtigen, u. a. durch Vixer Fibeln in die jüngste Späthallstattzeit datierten, auffallend fundreichen „Kulturschicht“ geschützt. Aus diesem Horizont stammen außer den chronologisch einheitlichen Bronzen noch Bogenfibelfragmente und doppelschleifige Schlangenfibeln. Auch mediterrane Importe wie die Scherbe einer attischen Oinochoe (Abb. 27) und Schwarzfinissware stammen aus dieser Schicht und belegen den gehobenen Lebensstil der Vorburg-Bewohner. Dieser Horizont, seine Entstehung ist ungekärt, bedeckt Grubenhäuser und Pfostenbauten, darunter ein von Traufgräbchen gesäumtes Gebäude. Ein abgebrannter Pfostenbau ist z. B. durch zwei Fußzierfibeln in die jüngste Phase der Vorburg-Besiedlung präzise datiert. Die bislang dort geborgenen Metallfunde, darunter mehr als 40 Fibeln (Abb. 27), übertreffen den durchschnittlichen Fundbestand aus Siedlungen bei weitem. Dies zeigt vor allem der auffallend hohe Anteil an vollständigen Exemplaren. Auch im Vorburg-Bereich ist daher die auf der Heuneburg nachgewiesene Buntmetall-Verarbeitung als Wirtschaftsfaktor nicht auszuschließen. Unter den Siedlungsfunden fallen Rohstoffe zur Schmuckherstellung wie Gagat und Lignit aber auch im allgemeinen unter Siedlungsfunden eher seltene Schmuckformen wie z. B. Haarnadeln, Perlen aus Knochen, Bernstein, Glas und Gagat auf.

Grubenhäuser treten auf der Heuneburg nicht vor Periode Ib/1 auf. Dies gilt anscheinend für die so genannte Südsiedlung in Flur „Greut“, aber auch für die Vorburg. Grubenhäuser sind am Nordwesthang (Abb. 2 S4) und im benachbarten 178 x 14 m großen Schnitt nachgewiesen (Abb. 2 S8). Präzise datiert ist die Brandschuttverfüllung eines kleinen Grubenhauses, das 2003 neben weiteren Siedlungsspuren am Weg zum modernen Aufgang zur Heuneburg (Abb. 2 B) zu Tagekam. Aus dem 2,7 x 2,3 m großen, zweipfostigen Gebäude stammen ein eiserner Stabanhänger (Abb. 28), eine gegossene und eine getriebene Paukenfibel sowie eine Fußzierfibel (Ha D2/Ha D3).

Die Ergebnisse der Grabung 2007 zeigen, dass auch die Vorburg-Besiedlung als Bestandteil des Siedlungssystems Heuneburg vom 7. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. äußerst dynamische Prozesse spiegelt. Als die Heuneburg mit ihrer weiß getünchten Lehmziegelmauer und den Rechtecktürmen die Silhouette einer mediterranen Stadt bot, war das auch für mediterrane Maßstäbe imposante Vorburg-Tor mit Steinsockeln für ein Torgebäude aus Lehmziegeln entstanden. Außerdem war der Wall vergrößert und mit einer mehrfach umgebauten Palisade versehen worden. Mit dem mächtigen, von einer breiten Holzbrücke überspannten Spitzgraben stellte bereits das Vorwerk ein von Jörg Biel als „Machtdemonstration ersten Ranges“ zutreffend charakterisiertes, monumentales Ensemble dar. Besonders die Metallfunde der Vorburg zeigen, dass die mit der Außensiedlung zeitgleiche Bebauung bereits bis zum Fuß der Heuneburg reichte. Das Steintor wurde dann - ähnlich wie die Lehmziegelmauer - zugunsten von Torkonstruktionen in traditioneller Holzbauweise aufgegeben. Gleichzeitig konzentrierte sich nach einer sicherlich dramatischen Umbruchphase seit dem Ende der riesigen Außensiedlung die Besiedlung auf Burg, Vorburg und die Südsiedlung. Die Heuneburg erfuhr trotz der anscheinend stark reduzierten Bevölkerungszahl eine zweite Blüte: Die meisten mediterranen Importe stammen aus diesem Zeitraum. Schließlich wurde während der jüngeren Phasen der Vorburg-Besiedlung und bis zum Ende der Späthallstattzeit auch der Torbereich noch mindestens drei Mal umgestaltet. Das monumentale Torgebäude aus Lehmziegeln auf Kalksteinsockeln war dabei wieder durch Holztore in traditioneller, einheimischer Bauweise ersetzt worden. Aber erst während der letzten Siedlungsphase (Ha D3) und wohl nur kurze Zeit bevor die späthallstattzeitliche Heuneburg, die Vorburg und auch die so genannten Südsiedlung endgültig verlassen werden, erreicht der Vorburg-Wall seine größte Ausdehnung.



Zusammenfassung:
Nachdem die Vorburg-Befestigungen 2004 und 2005 durch Holzfunde in den Gräben und 2006 durch detaillierte Beobachtungen zur Verfüllung des inneren Grabens sowie der Entstehung des Außenwalls ungewöhnlich präzise datiert werden konnten, konnte 2006 und 2007 das während der Grabungen 2005 am Westrand des erhaltenen Wallstumpfes entdeckte Kammertor vollständig untersucht werden. Dabei ergaben sich zahlreiche Hinweise auf mindestens drei jüngere Holztorphasen und drei auf einander folgende Laufhorizonte folgen. Außerdem deuten einige Befunde auf ein älteres, dem Steintor voraus gehendes Holztor. Die Mauersockel des Steintores sind aus verschiedenen Gründen mit der Lehmziegelmauer der Heuneburg zu parallelisieren. Gleichzeitig wurde das stratigrafische Verhältnis zwischen dem Tor, dem in mehreren Etappen errichteten Wall und den unterhalb der 21 m breiten Wallbasis erhaltenen Siedlungshorizonten geklärt. Die ältere späthallstattzeitliche Besiedlung der Vorburg (Ha D1) ist vom ältesten Teil des Außenwalls überdeckt und deshalb ungewöhnlich gut konserviert. Die Baufluchten des ältesten Siedlungshorizontes entsprechen exakt der Orientierung des Steintors. Bereits die ältere Bebauung (Ha D1) reichte bis zum Fuß der Heuneburg. Die jüngeren Siedlungsspuren werden vom Außenwall begrenzt (Ha D2/3). Ein Schnitt durch den noch rund 5 m hohen Wallstumpf ergab ca. 2 m unterhalb der heutigen Wallkrone und inmitten der Wallschüttungen großflächige Brandreste in situ sowie mehrere Pfahl- und Staketenreihen faschinenartiger Konstruktionen zur Stabilisierung der jüngeren Wallpartien (Ha D2/3). Bei den Untersuchungen des mächtigen Spitzgrabens der Außenbefestigung kamen Pfostengruben einer auf den Torbereich ausgerichteten Brücke zu Tage. Von der Sohle des bis zu 6 m tiefen Spitzgrabens stammen zahlreiche Fragmente bemalter Ware (Ha D1).

Ausblick:
Ziele der Geländeuntersuchungen 2007 waren



  • den Graben und die Brücke des Vorwerks im Bereich des Tores,
  • das mehrphasige Tor selbst und
  • die angrenzenden Siedlungsspuren vollständig auszugraben sowie
  • einen weiteren Wallschnitt vorzunehmen.

Diese Ziele wurden nicht ganz erreicht, so dass 2008 der Wallschnitt abzuschließen ist (Abb. 2: Fläche 16). Unter der Wallschüttung liegen dort noch durch die Wallerweiterungen getrennte Brandhorizonte anscheinend zumindest teilweise in situ wie z. B. ein zweiter Kuppelofen neben einer Scherbenkonzentration bemalter Ware auf und in der obersten Brandschicht zeigt. Südwestlich des Tores ist außerdem die Untersuchung der Siedlung(en) beim jüngsten Wallfuß abzuschließen. Durch kleine Baggersondagen soll zudem der Verlauf der Außenbefestigung nach Osten (donauwärts) geklärt werden.




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Letzte Änderung: 19.12.2008