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Heuneburg
Archäologische Untersuchungen im Bereich der Heuneburg an der oberen Donau zur Klärung der Bedeutung der Vorburg
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Projektbeschreibung



Projektziele Heuneburg

Durch neuere Forschungen im unmittelbaren Vorfeld der Heuneburg wurde deutlich, dass die teils noch sehr mächtigen Befestigungsanlagen der „Vorburg“, die bislang als mittelalterlich galten, sehr wahrscheinlich der früheisenzeitlichen Heuneburg zugerechnet werden müssen.
Mittels Sondagen und größeren Ausgrabungsflächen sollen Erkenntnisse zu Struktur, Datierung und Besiedlungsmuster der von den Außenwällen umschlossenen Areale sowie der Befestigungsanlagen selbst gewonnen werden. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei die Erforschung der Siedlungsentwicklung vom späten 7. bis zum frühen 5. Jh. v. Chr. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass es im Laufe des 6. Jh. v. Chr. zu einer Reduzierung der Außensiedlung und zu einer Zentralisierung auf die Vorburg und die „Akropolis“ kam. Im Einzelnen sollen folgende Arbeiten realisiert und Ergebnisse erzielt werden:
  • Mittels Sondagen und gegebenenfalls geophysikalischen Untersuchungen soll Einblick in die Befundlage der bislang nicht bekannten Areale in unmittelbarem Vorfeld des Heuneburgplateaus gewonnen werden.
  • Grabungsschnitte zur Datierung der Wall-Grabensysteme der Vorburg sowie zur Klärung der Konstruktion der Wallanlagen.
  • Die Nutzung und Funktion der von den Wallanlagen umschlossenen Areale soll ebenfalls durch Grabungsschnitte geklärt werden. Lokalisierung von besonderen Aktivitätszonen innerhalb der Vorburg sowie unterschiedlicher Phasen.
Weiterhin ist für das Verständnis der Heuneburg als zentraler Ort des eisenzeitlichen Siedlungsgefüges in Oberschwaben die Kenntnis der überregionalen Verkehrsanbindung von zentraler Bedeutung. Folgenden Punkten gilt hierbei das besondere Augenmerk:
  • Lokalisierung von Wegesystemen, Brücken und Furten über die Donau etc.
  • Lokalisierung eventuell vorhandener Stapelplätze oder Schiffsländen

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Forschungsgeschichte

Die Heuneburg an der oberen Donau ist aus der Diskussion um die Funktion der hallstattzeitlichen Höhensiedlungen nicht wegzudenken. Wie immer wieder angesprochen, handelt es sich um die am besten untersuchte hallstattzeitliche Höhensiedlung überhaupt. Über den Umfang der Arbeiten resümierte der langjährige Grabungsleiter Wolfgang Kimmig 1983, dass die Erforschung der Heuneburg, wie von K. Bittel 1951 vorhergesagt, eine Lebensaufgabe gewesen sei. Die Arbeiten der letzten Jahre geben Grund zu der Annahme, dass es sich dabei um eine Aufgabe für mehr als ein Leben handeln wird. Zu den neuen Ausgrabungen in und um die Heuneburg bietet es sich an, hier etwas ausführlicher die 176 Jahre Forschungsgeschichte der Heuneburg zu betrachten, um die aktuellen Arbeitsvorhaben einordnen zu können. Dabei ist, vor allem für die ältere Forschungsgeschichte, die Beschreibung von Wolfgang Kimmig in Band VI der Heuneburgstudien unverzichtbar, die detailliert auf die frühen Jahre eingeht (Kimmig 1989).

Die Zeit bis zum zweiten Weltkrieg
Erstmals in den Beschreibungen des Oberamtes Riedlingen 1827 erwähnt (Kimmig 1989, 89), erfolgte 1882 eine Beschreibung durch Eduard Paulus (der Jüngere) in "Das Königreich Württemberg. Eine Beschreibung von Land, Volk und Staat". Von Paulus stammt die Bezeichnung Fürstengräber für die Großgrabhügel der Gießübel-Talhau Gruppe. Die ersten Ausgrabungen im Umfeld der Heuneburg waren die Untersuchungen des Riedlinger Altertumsvereins 1856 an drei Grabhügeln der Hohmichele-Gruppe, die zu keinem Ergebnis führten (Kurz/Schiek 2002, 16), sowie die durch A. Witscher von der Stuttgarter Staatssammlung und durch Landeskonservator E. Paulus durchgeführten Grabungen an den Hügeln der Gießübel-Talhau-Gruppe. Eine ausführliche Darstellung der frühen Untersuchungen an diesen Grabhügeln findet sich bei S. Kurz/ S. Schiek, "Bestattungsplätze im Umfeld der Heuneburg". Die ersten Grabungen in der eigentlichen Anlage fanden 1921 auf Veranlassung von P. Goessler statt und wurden von W. Veeck durchgeführt, der vier Sondierschnitte zog, um datierendes Material zu erhalten. Veeck stellte einen Zusammenhang zwischen den Großgrabhügeln der Gießübel-Talhau-Gruppe und der Heuneburg her. Nach einer Forschungspause begann 1936 Gustav Riek als Leiter des Urgeschichtlichen Forschungsinstitutes der Universität Tübingen mit der Ausgrabung des Hohmichele (Riek 1962) im Auftrag des SS-Ahnenerbe (Kimmig 1989, 101). Die Grabungen wurden im Oktober 1938 "angesichts der bedrohlichen politischen Lage" abgebrochen, noch bevor der Hügel vollständig untersucht worden war. Während des Krieges fanden keine weiteren Untersuchungen statt.

Vom Neuanfang zur Großgrabung
Die Untersuchungen an der Heuneburg wurden ab 1948 wieder aufgenommen, zunächst im Rahmen einer Planaufnahme durch G. Kottmayer. Im Zuge dieser Maßnahme wurden zunächst durch K. Bittel und Adolf Rieth Begehungen durchgeführt, die 1950 zu einer erneuten Sondiergrabung führten, in deren Folge 1951 die bekannte Monographie mit dem Titel: "Die Heuneburg an der oberen Donau, ein frühkeltischer Fürstensitz" erschien. Von 1950-58 wurde ausschließlich im Befestigungsbereich der Burg gegraben. Ab 1951 lag die Grabungsleitung bei Wolfgang Dehn, Wolfgang Kimmig und Adolf Rieth. 1955 wurde die Grabung in das Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen. Dazu kamen noch die Untersuchungen am Hohmichele 1954-56 durch S. Schiek und die Grabung von Hügel 4 im Wald Talhau ebenfalls durch S. Schiek. 1959 wurden die Grabungen eingestellt, um die gewonnenen Ergebnisse vorzulegen. Dieses Unternehmen scheiterte "aus Gründen, die hier nicht erörtert zu werden brauchen" (Kimmig 1989, 105). Nach Verhandlungen mit K.Bittel (DAI), W. Krämer (RGK) und W. Treue (DFG) konnten die Grabungen 1963 mit E. Gersbach als Grabungsleiter wieder aufgenommen werden. Die Grabungen wurden mit großem Aufwand von 1963-1977 jährlich in den Sommermonaten durchgeführt. 1978 und 1979 erfolgten Nachgrabungen mit begrenzter Zielsetzung, danach wurden die Grabungen erneut eingestellt (Kimmig, 1989, 105ff.). Parallel dazu begannen 1977 Untersuchungen des Landesdenkmalamtes im nordwestlichen und westlichen Vorfeld der Heuneburg unter der Leitung von S. Schiek. 1978 bis 1980 grub L. Sperber im Bereich des Hügels 2 der Gießübel-Talhau Gruppe. Daran anschließend wurden die Arbeiten an Hügel 1 aufgenommen und von S. Kurz bis 1982 fortgeführt (Kurz/Schiek, 2002, 17). In den Jahren 1988 und 1989 erfolgten abschließende Nachuntersuchungen an den Hügeln 2 und 4 im Gießübel-Talhau (Kurz, 2000, 18).

Neue Forschungen im Umfeld der Heuneburg
Die nach 1989 abgeebbte Grabungstätigkeit wurde ab 1995 mit den Siedlungsgrabungen im Gewann "Greutäcker" erneut intensiviert (Reim 2001, 57). Die so genannte Südsiedlung wurde bis 2001 in jährlichen Grabungskampagnen untersucht und erbrachte neben einem spätbronzezeitlichen Gräberfeld und einigen zeitlich dazu passenden Siedlungsanzeigern (Scherbenschleier) eine reiche hallstatt- und latènezeitliche Besiedlung, die durch eine Grabenanlage geteilt wird und in das 7. - 5. Jh. zu datieren ist (Reim 2001, 57). Seit 1999 wurden mit Hilfe der DFG Prospektionen im weiteren Umfeld der Heuneburg durchgeführt. Es galt die Hypothese zu prüfen, dass die Heuneburg nur auf der Grundlage zahlreicher bäuerlicher Ansiedlungen entstanden sein könnte (Kurz 2001, 62). Die Prospektionen, die bis einschließlich Oktober 2003 andauerten, haben unter anderem gezeigt, dass zu allen in die Untersuchung einbezogenen Grabhügelfeldern im Umfeld der Heuneburg Siedlungen existieren, und Kurz geht davon aus, dass es einen direkten Bezug der Siedlungen zu den Grabhügelfriedhöfen gibt (Kurz 2001, 62). Die älteste Siedlung scheint in HaC einzusetzen, die jüngste zeigt ein Keramikspektrum, das mit dem der Heuneburg zur Zeit der Lehmziegelmauer vergleichbar ist (Kurz 2001, 63). Die Ergebnisse und die neuen Erkenntnisse über die metallzeitliche Besiedlung im Umfeld der Heuneburg haben schon dazu geführt, die Vorstellung von der Entstehung und Entwicklung der Heuneburg als Zentralsiedlung in einem neuen Licht zu sehen. Besonders hervorzuheben sind die Nachuntersuchungen im Innern der Heuneburg im Zuge der Baumaßnahmen des Freilichtmuseums Heuneburg 1998 (Klein 1998). Hier wurde die Lehmziegelmauer auf ca. 80m Länge freigelegt. Dabei konnte auch der Bereich des sog. Osttors neu untersucht werden. Zwischen 1999 und 2000 und erneut 2002 wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes der University of Wisconsin die Hügel 17 und 18 der Hohmichele-Gruppe untersucht (Arnold 2002, 80-83). Hieraus ergaben sich Hypothesen zur Sozialstruktur der verschiedenen Siedlungen im Heuneburgumland. Im Rahmen der Parkplatzerweiterung für das von der europäischen Union geförderte Freilichtmuseum auf der Heuneburg kam es von März bis November 2000 zu Ausgrabungen im Bereich der Vorburg (Reim 2000, Reim 2002, 72). Diese Arbeiten wurden 2001 und 2002 weitergeführt, um den Verlauf der nunmehr als späthallstattzeitlich erkannten Grabenanlage (Reim 2002, 73) weiter zu verfolgen.

Tabelle der Untersuchungen an der Heuneburg bis 2004:
1827 Beschreibung des Oberamtes Riedlingen durch E. Paulus (der Jüngere)
1876/77 Prächtige Grabfunde bei Hundersingen, aufgefunden bei der Planierung von Großgrabhügeln im Gewann Gießübel; ein Zusammenhang mit der nahe gelegenen Heuneburg wird vermutet.
1921 Erste Grabungen auf der Heuneburg; der zeitliche Zusammenhang mit den Grabfunden von 1876/77 wird belegt.
1936/38 Grabung im Großgrabhügel 'Hohmichele'; Entdeckung zweier großer Holzkammergräber, davon eines unberaubt mit Wagen und Pferdegeschirr, Bronzegeschirr und umfangreicher Schmuck- und Trachtausstattung.
1950-1979 Systematische Grabungen auf der Heuneburg; Freilegung einer Siedlung mit insgesamt zehn nacheinander errichteten Befestigungsmauern.
1954-63 Grabung in einem Hügel im Wald Talhau; Entdeckung einer im Vorfeld der Heuneburg gelegenen Außensiedlung.
1977 Untersuchung eines Befestigungswerkes im Vorfeld der Heuneburg.
1978-82 Grabung in den beiden 1867/77 planierten Hügeln im Gewann Gießübel; Fortsetzung der Grabungen in der Außensiedlung.
1984 Eröffnung des Heuneburgmuseums, in dem die bisherigen Grabungsergebnisse dargestellt werden.
1988-89 Abschließende Untersuchung der Grabhügel im Gießübel; weitere Grabungen in der 1977 sondierten Befestigung.
1993 Wiederaufschüttung der ausgegrabenen Grabhügel im Gießübel.
1995 Grabungen im Vorfeld der Heuneburg mit den Resten der Außensiedlung weit jenseits der bis dahin angenommenen Grenzen; Sondage weiterer Befestigungsgräben.
1998 Bei einer Nachuntersuchung im Zuge des Museumsausbaues werden 80m der Lehmziegelmauer freigelegt.
1997-2000 Rekonstruktion mehrerer Häuser und eines Abschnitts der Lehmziegelmauer auf der Heuneburg; die Bauten werden unter wissenschaftlicher Zielsetzung ausgeführt und ergänzen als Freilichtanlage das Heuneburgmuseum.
1999, 2000, 2002 Untersuchung der Hügel 17 und 18 der Hohmichele-Gruppe. Es werden Hypothesen zur Sozialstruktur der Umlandsiedlungen erstellt.
2000-2002 Grabungen im Bereich der Vorburg,um den Verlauf der Grabenanlage zu verfolgen.
1999-2003 Im Rahmen eines DFG-Projektes werden Begehungen im weiten Umfeld der Heuneburg durchgeführt. Ziel ist es die Entstehung der Heuneburg näher zu untersuchen.
2004 Geophysikalische Prospektion im Bereich der Heuneburg.
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Letzte Änderung: 06.05.2004